Deshalb lohnt sich Podcast-Werbung fü...
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Am Dienstag war Release von Tommi Schmitts neuem Format »Podcasts – der Podcast« (versucht das mal ganz schnell hintereinander zu sagen). In dem Spotify Original parodieren – neben Tommi – Nagmeh Alaei, Marti Fischer, Katjana Gerz, Charlotte Hübsch, Sara Kelly-Husain, Christian Schiffer, Maximilian Schmitt und Jan van Weyde die Größen der deutschsprachigen Podcast-Szene. Darunter »Alle Wege führen nach Ruhm«, »Baywatch Berlin«, »Besser als Sex«, »Fest & Flauschig«, »Gemischtes Hack«, »Herrengedeck«, »Hotel Matze«, »Paardiologie« und »Zeit Verbrechen«.
Als Spotify die Formatidee im Februar vorgestellt hat, war ich ein bisschen skeptisch, muss ich gestehen: »Podcasts parodieren? Wie soll das denn gehen?« Es geht! Und wie! Ich durfte vor Release schon in die ersten Folgen reinhören – und musste oft sehr lachen. Weil mir erst da bewusst geworden ist, wie absurd akkurat man die größten Podcaster*innen Deutschlands nachahmen kann.
Einer der Stimmenimitatoren ist Marti Fischer. Ihn durfte ich fragen, wie das so ist, wenn man Promis nachmachen kann, wie die Aufnahmen abliefen und ob man theoretisch jede Stimme imitieren kann. Während wir telefoniert haben, ist Marti immer wieder in verschiedene Rollen verfallen, um mir zu zeigen, was er meint. Hätte ich vorher gewusst, wie lustig das wird, hätte ich unser Telefonat vernünftig aufgezeichnet. Habe ich aber leider nicht. Tut mir leid! Ich hoffe, euch gefällt das Interview trotzdem.
Wie bist du überhaupt zum Podcasting gekommen?
Marti: Aus einer Laune heraus. Aber nicht so: Alle haben das, ich will das auch! Sondern: Hey, das ist was, wo ich mich komplett ausgießen kann. Also brauchte ich einen, der das mindestens genauso gut kann. So kam ich auf meinen Freund Steven.
Und wie bist du dann zu »Podcasts – der Podcast« gekommen?
Marti: Ich glaube, meine gute Freundin Sara Kelly-Husain, die auch mitspricht, hat mich vorgeschlagen. Ich wurde nur für ein paar Rollen gecastet, aber ich hab dann gesagt: Warum denn die? Figur B kann ich ja eigentlich schon viel besser. Warum soll ich die nicht auch sprechen? Ich biete die einfach mal mit an.
Wie hast du dich darauf vorbereitet? Hast du dir die ganzen Podcasts reingeballert oder wie macht man das?
Marti: Auf jeden Fall. »Fest und Flauschig« zum Beispiel habe ich auch vorher schon regelmäßig gehört, deswegen war mein Olli auch direkt fast fertig. Aber Jan Böhmermann oder Klaas Heufer-Umlauf – da musste ich mich nochmal richtig reinknien. Das war eine regelrechte Character Study: Wie ist der drauf? Was ist seine Haltung? Wo sitzt die Stimme? Wie stehen die Zehen? Das muss man alles auch von der anatomischen Seite beleuchten: Bei dem einen sitzt der Kehlkopf ein bisschen höher, der andere spricht mehr so in die Backe. »Zeit Verbrechen« ist ja zum Beispiel auch dabei. Charlotte Hübsch spricht Sabine Rückert und die spricht permanent in die eigene Wange. Das ist teilweise anstrengend zuzuhören. Aber das ist eben ihr persönlicher Sound.
Klingt wie eine eigene Wissenschaft.
Marti: Es ist auch eine. Machen wir uns nichts vor, du studierst die Person. Wie sie spricht, wann sie irgendwelche Ausrufe macht, wann sie Luft holt. Du musst praktisch wie diese Person denken.
Hattet ihr ein Drehbuch, an das ihr euch strikt halten musstet oder habt ihr zwischendurch improvisiert, damit es authentischer klingt?
Marti: Die Skripte standen fest. Wenn uns dann aber während der Aufnahme etwas eingefallen ist, das einen authentischen Drive reinbringen könnte, dann haben wir das angepasst.
Welche der Stimmen war denn am schwersten für dich?
Marti: Jakob Lundt, der war eine richtig harte Nuss. Unter einer Handvoll Sprechern und Imitatoren galt er als unimitierbar. Wir haben uns regelrecht die Zähne ausgebissen und mit den wenigen, die ich dann noch übrig hatte, habe ich ihn doch geknackt. Wir haben uns tagelang immer wieder verschiedene Folgen »Baywatch Berlin« am Stück angehört. Zum Glück gab es im Skript Referenzpunkte, an denen man ablesen konnte, an welcher Stelle im Original zum Beispiel das »schrille Lachen« kommt, das im Drehbuch steht.
Gibt es außerhalb von dem Podcast eine Stimme, die du schon oft versucht hast zu imitieren, aber nie so richtig geschafft hast? Oder kann man theoretisch jede imitieren?
Marti: Also theoretisch kann man jeden imitieren, Imitation ist ja eine exakte Kopie. Eine Parodie ist mehr wie eine Karikatur, nur akustisch. Aber es gibt Stimmen, bei denen die eigene Ton-Palette gar nicht ausreicht. Tilo Schmitz zum Beispiel, der spricht die Station-Voice von ProSieben und hat diese berühmte »Eiskalt, glasklar, Wodka Gorbatschow, des Wodkas reine Seele«-Stimme. Das kann ich halt nicht nachmachen, weil mein Stimmumfang nicht reicht. Dafür kann er wiederum keine Piepsstimme machen.
Im Podcast sprichst du sowohl die Stimme von Jan als auch von Olli – was ich übrigens erst nach dem Abspann gerafft habe – aber wie kann ich mir das vorstellen? Führst du quasi ein Selbstgespräch oder nimmst du erst Jan auf und dann Olli?
Marti: Von einer Rolle in die andere zu springen, ist die Königsdisziplin. Das hätte ich gekonnt, aber es ist immer besser, wenn man erstmal den einen Charakter abfrühstückt und sich dann auf den nächsten konzentriert. So haben wir es auch gemacht. Die andere Rolle hat dann jeweils Konstantin Seidenstücker [Anm. d. Red.: das ist der Gründer von Studio Bummens, der Produktionsfirma des Podcasts] vorgelesen. Dadurch habe ich nicht so das Gefühl gehabt, dass ich komplett wahnsinnig werde. Ich wäre es sonst geworden. Aber es ist schon extrem geil und ehrenvoll, dass ich die beiden Hosts von DEM Podcast-Flaggschiff sprechen durfte.
Beim Podcast warst du umgeben von vielen Kolleg*innen, die im Grunde ja auch Konkurrenz sind. Denkt man da die ganze Zeit, dass man die Stimme selbst besser nachmachen könnte?
Marti: Es gibt so Momente, wo ich denke: Ah, da sitzt es noch nicht ganz so richtig. Dann gebe ich auch mal Tipps. Sara und ich zum Beispiel kennen uns schon ewig. Sie spricht unter anderem Charlotte Roche. Bestechend echt. Da fange ich dann an, sie auch nachzumachen. Man wird automatisch zum Chamäleon in so einer Gruppe, auch geschlechterübergreifend. Charlotte Hübsch hat zum Beispiel plötzlich Stefan Raab nachgemacht. Oder wenn jemand mit einer neuen Figur ankommt, dann heißt es „Mach nochmal“ und man versucht es selbst auch mal. Man lernt ständig etwas dazu. Aber sonst gilt eigentlich: Ich kann, was ich kann. Die anderen können, was sie können. Man darf da nicht eifersüchtig und neidisch rangehen. Dann macht das Ganze erstens keinen Spaß und zweitens wäre es langweilig, wenn alle alles könnten.
Das stelle ich mir sehr lustig vor, mit so vielen Imitator*innen auf einem Haufen. Im Grunde sprechen da ja dann 50 Prominente gleichzeitig.
Marti: Es gibt zwei Lager: Die, die das zwischendurch gar nicht machen, sondern nur reinkommen, abfeuern und dann wieder ernst sind. Aber, ich glaube, von denen war in den Tagen keiner da. Wie du sagst, man hat das Gefühl gehabt, du kannst die Augen zumachen und dann stehen da 50 Leute, die du alle aus Funk und Fernsehen kennst. Als ich mich so richtig in Klaas reingekniet habe, kam ich gar nicht mehr raus und habe die ganze Zeit nur noch wie er gesprochen. Das Gruselige ist, dass man problemlos mit sich selbst sprechen könnte.
Wie ist das, wenn du fernsiehst oder einen Podcast hörst? Fängst du dann immer gleich an, Leute zu analysieren, wie man die gut imitieren könnte?
Marti: Nee, eigentlich überhaupt nicht. Aber ich sauge alles auf und wenn mir irgendwas gut gefällt, kommt es in den unbegrenzten Cloud-Speicher irgendwo in meinem Gehirn. Und dann wird es an richtiger Stelle – oder an falscher, das weiß ich selbst nicht – wieder abgespielt.
Abgesehen von dem Projekt, hast du auch persönlich noch weitere Podcast-Pläne?
Marti: Ich sage immer: So lange bis ich keinen Bock mehr habe. Ich bin ja auch großer Musik-Nerd und mein zweites Album erscheint jetzt. Da würde es mich schon interessieren, mal einen Podcast zu hosten, in dem es nur um Musik und Aufnahmen geht, wo man so richtig fachsimpeln kann.
Foto von Marti Fischer: © Pauline Bossdorf
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