Deshalb lohnt sich Podcast-Werbung fü...
Lead Generierung kann sich schnell zu einer Herausforderung entwickeln, gerade für junge...
Jannis Kelemen (Protagonist bei »Raus – Ab durch Europa«) und Janis Gebhardt (Studio Jot)
Stellt euch vor, ihr dürftet drei Wochen lang per Interrail durch Europa reisen, seht Städte wie Prag, Wien, Zagreb oder Venedig. Klingt verlockend, oder? Achso – eure Mitreisenden lernt ihr erst kurz vor Abreise kennen, euer Handy darf nicht mit und vom genauen Reiseplan erfahrt ihr erst kurz bevor euer Zug einfährt. Und oben drauf wird das Ganze auch noch von einem Produktionsteam begleitet und später als Podcast unter dem Namen »Raus – Ab durch Europa« ausgestrahlt. Klingt immer noch verlockend, aber um einiges abenteuerlicher.
Dieses Abenteuer haben Jannis, Leo, Grete und Alex, alle um die 20 Jahre, gewagt. Unter 7000 Bewerber:innen wurden die Vier für die Reise ausgewählt. Entstanden ist das erste Doku-Reality-Podcast-Format von Studio Jot, Studio Bummens und Audio Now. Moderatorin und Podcasterin Laura Larsson übernimmt dabei die Rolle der Erzählerin und begleitet die vier Reisenden und die Hörer:innen akustisch quer durch Europa.
Ich habe mich gefragt, wie so ein Projekt logistisch überhaupt möglich ist oder wie man sich gegen so viele Bewerber:innen durchsetzt. Deshalb habe ich mit Jannis Kelemen, der einer der Protagonisten ist, und Janis Gebhardt von Studio Jot gesprochen. Wie es sich anfühlt, ohne Handy zu reisen, an welche Momente sie gerne zurückdenken und was der Podcast mit Reality-TV zutun hat, erfahrt ihr im Interview mit den beiden Jan(n)isen.
Als ich das erste Mal von dem Podcast gehört und Doku-Reality-Format gelesen habe, musste ich irgendwie an Trash TV denken …
Janis G.: Die haben das Wort ›Reality TV‹ völlig verbrannt und machen das Gegenteil. Wenn man an Reality denkt, vor allem, wenn man es Englisch ausspricht, dann denkt man ja nie an Realitäten, sondern immer an eine geskriptete Show, in der sich Leute schlagen und wo der Kameramann einen 50-Euro-Schein hinhält, damit es auch wirklich knallt. Dieses Wort ist sehr unangenehm, aber wir wollen es zurückerobern.
Wie möchtet ihr das Wort Reality denn wieder positiver besetzen?
Janis G.: Wir wollten ein Format bauen, in dem einfach passieren kann, was passiert. Wir haben uns überlegt, wie man eine Reise gestalten kann, die real ist, Raum für Entwicklungen lässt und uns trotzdem als Produktionsteam eine gewisse Sicherheit gibt. Da kommt Laura Larsson ins Spiel. Sie ist unser Host und gibt die Wegpunkte vor. Die vier erfahren am Abend vorher, wo sie am nächsten Tag sein müssen. Wir als Produktionsteam wussten natürlich, wo sie schlafen. Wir wussten auch manchmal, was sie tagsüber machen. Aber, – und das ist das Interessante, – ganz viel ist auch in dem Moment entstanden. Man kann zwar Dinge vorgeben, aber es kann immer sein, dass die Gruppendynamik in dem Moment dann ganz anders läuft.
Jannis K.: Wir vom Cast wussten grob, was passiert, aber alles drumrum hat sich einfach ergeben. Alle möglichen Gespräche und alle Witze waren nicht geschrieben, sondern sind so entstanden. Es kamen schon Leute auf mich zu und haben gesagt, dass das geskriptet sein muss, weil das viel zu gut zueinandergepasst hat. Aber das ist die Ironie des Lebens, die sich dann in der Reality gut darstellt.
Das hört sich nach einer krassen logistischen Herausforderung an.
Janis G.: Ich habe mich zwischenzeitlich gefühlt wie ein verrückter Professor, der die ganze Zeit rumgerannt ist und geschaut hat, dass alles passt. Ich bin selbst überrascht, dass alles funktioniert hat. Das Projekt war schon in unseren Köpfen so riesig. Das war nicht nur logistisch ein Riesenaufwand, es war auch kognitiv ein Kunststück. Ich dachte zuvor, dass wir als Studio Jot schon große Projekte gemacht hätten. Das ist wie nach dem Abi: Man denkt, jetzt habe ich richtig was geschafft. Und dann, zehn Jahre später, denkt man sich: Scheiße, ich will wieder in die Schule. So ähnlich geht es mir jetzt nach diesem Projekt. Ich habe das Gefühl, es gibt kein Projekt, das wir jetzt nicht machen könnten.
Jannis K.: Das mit der Schule ist ein guter Vergleich, weil für uns war es ein bisschen wie eine Klassenfahrt. Bei den Zügen waren wir ja komplett raus, wir wussten, irgendwie wird’s schon klappen, aber wir wussten ja noch nicht mal, wo wir hinfahren.
Jannis, wieso hast du dich bei dem Projekt beworben?
Jannis K.: Das war eine Kurzschlussentscheidung mitten in der Nacht. Ich war ein bisschen unzufrieden mit meinem Studium und wusste nicht genau, was ich tun will. Die Bewerbung lief über Sprachnachrichten, damit die Leute von der Produktion direkt hören, wie unsere Stimmen klingen. Man musste drei Fragen beantworten und dann habe ich da meine nächtlichen Gedanken abgegeben und es hat offensichtlich ganz gut funktioniert.
Und Janis, wieso habt ihr Jannis ausgewählt?
Janis G.: Erstmal natürlich, weil er sympathisch ist, wie man merkt. Er kam in die Vorauswahl, weil er gut reden konnte. Darum ging es ja bei uns. Wir brauchen nicht wie im Reality-TV, Leute, die gewaltbereit sind, sondern Menschen, die eloquent sind und miteinander interagieren und diskutieren. Und wir brauchen Diversität. Wenn sich die Leute alle zustimmen, dann ist es unspannend. Für Jannis haben wir uns vor allem aber auch wegen seines Humors entschieden. Er hatte auf die Frage, wieso er auf die Reise mit soll, geantwortet: »Jede Gruppe braucht diesen einen Typen, der die Leute darauf hinweist, dass man Regeln nicht brechen darf. Wenn irgendwo steht: ›Bitte nicht die Rasenfläche betreten‹, bin ich der Typ, der sagt: Bitte nicht die Rasenfläche betreten.‹« Das fand ich ziemlich lustig. Ich wusste nicht, dass wir einen Typen wie ihn gesucht haben, aber jetzt haben wir ihn gefunden.
Ich habe alle bisherigen Folgen schon gehört und finde es auch echt cool zu hören, wie unterschiedlich ihr alle so seid.
Jannis K.: Das ist ja das Coole. Normalerweise wären wir uns im Real-Life nie über den Weg gelaufen. Aber da wurden wir in einen Kochtopf geworfen und sind zu einer Suppe geworden am Ende. (Alle lachen).
Wie kann man sich diese drei Wochen Produktion vorstellen? Wer war da alles dabei?
Janis G.: Wir waren insgesamt ein Team von fünf Leuten. Zum Beispiel Produktion, Produktionsassistenz oder Regie. Aber am Wichtigsten war eigentlich Julius, unser Tonmann! Er hat einen wahnsinnigen Job gemacht. Er ist als erster aufgestanden und als letzter ins Bett gegangen und war immer und überall dabei.
Jannis K.: Man muss dazu sagen, dass es für uns weniger aufwendig war. Unsere Aufgabe war ja nur zu »leben« und darauf zu achten, die kleinen Windpuschel vom Mikrofon nicht zu verlieren.
Janis G.: Hat nicht gut geklappt. (lacht)
Jannis K.: Aber sie wurden immer wieder gefunden (lacht). Das Team kam morgens zu uns, wir wurden verkabelt und dann wurde das Mikro schnell ein Teil von uns, das man meistens relativ schnell vergessen hat.
War das nicht total komisch, plötzlich den ganzen Tag verkabelt zu sein?
Jannis K.: Absolut. Mir ging es gar nicht gut am Anfang. Ich war richtig nervös. Aber es hat sich nach zwei, drei Tagen relativiert. Man hat vergessen, dass das Mikro dran ist. Für den Podcast ist das sehr positiv.
Gab es ein besonders schönes Erlebnis auf der ganzen Reise, an das ihr euch gern zurückerinnert?
Jannis K.: Es gibt sehr viele schöne Ereignisse, an die ich gerne zurückdenke. Es waren auch die kleinen Momente, bei denen man einfach mit diesen fremden Leuten, die man seit einer Woche kannte, auf der Wiese saß und ein Glas Wein getrunken hat und über das Leben geredet hat. Wenn man sich dann daran zurückerinnert und Bilder sieht, wo man auf irgendwelchen italienischen Bergen sitzt, ist die Erinnerung daran einfach wunderschön.
Das glaube ich. Und bei dir, Janis?
Janis G.: Prinzipiell muss ich sagen, ich fand auch die Zeit in Italien sehr, sehr schön. Dann sind wir von dem Landleben wieder zurück in die Großstadt und das hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Wenn ich daran zurückdenke, fühlt sich alles an, als wäre es ewig her, als wäre es vorletztes Jahr passiert.
Vor allem muss man ja diese ganzen Eindrücke erstmal verarbeiten.
Jannis K.: Es war oft surreal. Als ich danach wieder zu meiner Familie nach Hause gekommen bin, wollten die natürlich wissen, was auf der Reise alles passiert ist. Dann versucht man das in Worte zu fassen. Beim ersten Mal schafft man es, in zehn Minuten einen groben Überblick zu geben. Und dann kamen Rückfragen und man merkt plötzlich: Wow, da ist so viel passiert!
Janis G.: Ich glaube, dass alle, die auf dieser Reise dabei waren, wissen, dass es noch Seitenwege gab, die alle nicht erzählt werden können. Man kann nicht alles erzählen. Ich glaube, das hat auch viel damit zu tun, dass wir ihnen die Handys abgenommen haben. Sie haben die Realität ganz anders wahrgenommen. Ich bin so neidisch darauf. Ich wünschte, ich könnte drei Wochen mein Handy irgendwo liegen lassen und einfach weg sein. Es wirkt so unmöglich.
In den ersten Folgen habe ich das Gefühl, es ist ein krasser Schritt, dass ihr eure Handys abgeben musstet. Aber in den späteren Folgen spielt das ja gar keine Rolle mehr. Wie war das so für dich, Jannis, der eine Screentime von 11 Stunden pro Tag hat?
Jannis K.: Ich konnte mich eine Weile darauf vorbereiten, weil ich einen Monat vorher wusste, dass ich mein Handy abgeben muss. Das war erstmal ein Schock. Alles läuft über mein Handy, sei es Social Media, meine Banking-App oder der Kontakt zu meiner Familie oder Freunden. Ich hänge durchgehend am Handy. Aber dann hatte ich einen Monat Zeit und konnte mich bei allen Leuten abmelden. Die ersten zwei, drei Tage hatte man dann immer diesen Schockmoment: Mein Handy ist nicht in der Hosentasche! Das wurde dann relativ schnell durch diesen Repeater vom Mikrofon ersetzt. Nach drei, vier Tagen war es angenehm, man hat so eine Ruhe empfunden. Ich habe zum ersten Mal seit Jahren nicht gewusst, was in der Welt los ist. Erst ganz zum Schluss wollte ich dann gerne wieder Kontakt zu meinen Freunden Zuhause haben.
Was war das Erste, was du gemacht hast, als du dein Handy wieder hattest?
Jannis K.: Erstmal war ich froh, dass mein Akku offensichtlich noch aufgeladen war. Als ich es dann angemacht habe, sind diese Notifications explodiert. Dann bin ich erstmal auf Whatsapp gegangen und habe alles Mögliche durchgeschaut. Da ist so viel passiert, was aus der aktuellen Perspektive komplett irrelevant war. Das hat mir auch gezeigt, dass man viel überdramatisiert, dadurch, dass man immer an seinem Handy hängt.
Stimmt.
Jannis K.: Also, für die Aussage hätte ich mich geschlagen vor dieser Zeit (lacht).
Und hat sich seit der Reise etwas an deinem Handyverhalten geändert?
Jannis K.: Null (lacht). Das war ein sehr, sehr schneller Weg zurück zur hohen Screentime. Aber was sich geändert hat, ist dass ich diese Erfahrung so sehr zu schätzen weiß, dass ich mir tatsächlich sehr gut vorstellen kann, das jedes Jahr zumindest für eine Woche zu wiederholen und, keine Ahnung, in ein Schweigekloster zu gehen oder so.
Janis G.: So ein ganz unangenehmer Mensch in so nem Leinenanzug. ›Ihr mit euren Handys …‹
Vielleicht ist das ja schon mal ein erster Schritt.
Jannis K.: Es ist so eine körperliche Entspannung, die man da empfindet, das ist nicht leicht zu beschreiben. Es ist einfach dieser Druck, der abfällt. Das ist geil.
Wie hat sich das angefühlt, als ihr wieder Zuhause wart? Was habt ihr als Erstes gemacht?
Janis G.: Es war super schwer wieder anzukommen. Ich hatte das selten nach einer Reise, aber es war so schwer, wieder in Berlin zu sein. Da hat sich irgendwie alles in mir gesträubt und ich wäre am liebsten wieder losgefahren.
Jannis K.: Bei mir war es genau das Gegenteil. Ich bin nach Hause gefahren und habe einfach keinen Alltag gehabt. Ich bin direkt eine Woche später wieder in den Urlaub gefahren und dann bin ich nach dem Urlaub wieder in den Urlaub gefahren, um mich dann wieder langsam daran zu gewöhnen, im normalen Leben anzukommen. Aber was ich tatsächlich für einen kurzen Moment genossen habe war, wieder allein zu sein. Es war natürlich cool, wenn man drei Wochen mit so vielen Leuten unterwegs ist. Aber dann mal wieder Ruhe zu genießen, habe ich auf eine andere Art und Weise wertschätzen gelernt.
Janis G.: Das ist so interessant, dass wir es genau diametral entgegengesetzt wahrnehmen. Bei mir war es so, dass ich nicht mehr alleine sein konnte. Da müssen wir nochmal drüber reden. Es wird noch eine zehnte Folge geben, in der die vier nochmal aufeinandertreffen, mit Laura gemeinsam. Da wird dann nochmal ein Recap gemacht.
Da habt ihr ja wieder eine Überschneidung mit dem Reality-TV, da gibt es doch auch immer ein großes Wiedersehen.
Janis G.: Ja, beim ›Sommerhaus der Stars‹ zum Beispiel. Ich weiß noch, dass ich da richtig schockiert und traurig war, weil es da wirklich Leute gab, die sich geprügelt haben. Das war auch so ein Moment, dass wir gesagt haben, wir machen das Gegenteil davon: Junge Menschen entdecken die Welt, sind nett zueinander, erleben was und mögen sich und hauen sich nicht aufs Maul in irgendeinem Gartenhäuschen.
Dann hoffe ich mal, dass das beim großen Wiedersehen nicht passiert …
Jannis K.: Dann packe ich die Boxhandschuhe aus.
Janis G.: Und Julius kommt mit der Tonangel (lacht).
Also, Janis, kannst du dir vorstellen, so ein Projekt wie »Raus – Ab durch Europa« nochmal zu machen?
Janis G.: Die Frage ist, wie sieht Teil 2 aus? Man kann ja die unterschiedlichsten Menschen an die unterschiedlichsten Orte bringen. Es macht mir Spaß, über diese Frage nachzudenken. Sind es die gleichen Leute an anderen Orten? Ist es eine andere Gruppe am gleichen Ort? Oder andere Menschen und andere Orte? Es gibt so viele Möglichkeiten.
Und Jannis, würdest du noch mal mitmachen?
Jannis K.: Ich weiß noch, wie ich während der Reise die ganze Zeit dachte: ›Wow. Ich habe gerade einen Monat Zeit, so was komplett Surreales zu machen.‹ Normalerweise hat man ja nicht einfach einen Monat Zeit. Jetzt läuft das Leben gerade so weiter. Hätte ich Lust? Absolut, ich wäre sofort wieder dabei. Aber ob es der Alltag nochmal zulässt, das ist die andere Frage …
Janis G.: ›Ob es der Alltag noch mal zulässt?‹ War das ein höfliches Nein?
Jannis K.: Wenn du das in die Semesterferien legst, ich bin dabei.
Janis G.: Aha. (alle lachen)
Foto von Jannis Kelemen: © Jennifer Endom / Studio Bummens / Studio Jot
Foto von Janis Gebhardt: © Max Fischer / Studio Jot
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