Deshalb lohnt sich Podcast-Werbung fü...
Lead Generierung kann sich schnell zu einer Herausforderung entwickeln, gerade für junge...
Mein Wochenende war wild: Am Freitagabend habe ich auf dem Nachhauseweg Jan und Olli getroffen. Samstag war ich frühstücken mit Tim Mälzer. Und am Sonntag habe ich mit Jacko und Sam gekocht und war danach mit Bill und Tom Kaulitz duschen. Okay, jetzt wird’s zu intim. Aber es ist auch nicht so, wie ihr denkt …
Was sich anhört, als hätte ich ein ganzes Wochenende mit allen möglichen Freund*innen verbracht, war in Wirklichkeit einfach nur mein ganz normaler Podcast-Marathon. Ich habe die Leute nämlich nicht wirklich getroffen – sie waren nur in meinem Ohr, dank Podcast-App meiner Wahl.
Ein Tag ohne Podcasts? Undenkbar für mich. Jeden Tag meinen »Liebsten« zu lauschen, ist zu Routine geworden (Stichwort Podcast und Routinen: Hier könnt ihr die Kolumne meiner Kollegin Feline zum Thema »Was aktuelle Podcast-Nutzungszahlen mit neuen Routinen zu tun haben« lesen). Und es fühlt sich an, als wären es meine Freund*innen. Keine Sorge, ich habe auch »echte« Freund*innen, aber ich würde soweit gehen und sagen, dass ich mit niemandem so viel Zeit verbringe, wie mit meinen Lieblingspodcasts.
Wem es genauso geht wie mir, dem kann ich sagen: Du bist nicht allein! (Egal, ob ein Podcast läuft oder nicht.) Denn für diese Art der Beziehung gibt es sogar eine in der Medienpsychologie oft verwendete Bezeichnung: parasoziale Interaktion. Bedeutet: Wir bauen eine Beziehung zu Menschen auf, die in der Öffentlichkeit stehen und führe eine Art »imaginäre Freund*innenschaft« mit ihnen. Und all das, ohne dass die andere Seite uns als Individuum überhaupt kennt.
Es ist also eine sehr einseitige Beziehung, in der der/die Podcaster*in durch die Nahbarkeit und Einblicke in sein/ihr Privatleben beim/bei der Empfänger*in die Illusion einer wechselseitigen Interaktion hervorruft. Als Hörer*in lernt man die Person vor dem Mikrofon kennen, lacht »gemeinsam«, fiebert bei bestimmten Themen mit und baut so (mehr oder weniger bewusst) eine Beziehung auf. Die Host*innen sprechen uns persönlich an und schaffen so ein Gefühl von Zugehörigkeit. Teilweise erreichen sie sogar, dass ich mich mit ihnen identifizieren kann. Genauso wie bei meinen »realen« Freund*innenschaften.
Auch an Werbetreibenden ist das Phänomen der parasozialen Beziehung nicht einfach spurlos vorbeigezogen. Denn sie können die enge Beziehung von Host*innen und Community für ihre Zwecke nutzen. Wenn man als Hörer*in das Gefühl hat eine Beziehung mit jemandem zu führen, nimmt man Empfehlungen für bestimmte Produkte und Dienstleistungen eher an als von Fremden.
Ich habe mich gefragt, wie sich das für die andere Seite, also die Podcaster*innen selbst, anfühlen muss, wenn Tausende Menschen einen kennen, man selbst aber nur die Masse an Hörer*innen sieht und nicht die einzelnen Personen selbst. Dafür habe ich Jacko Wusch für ein Interview angefragt. Sie veröffentlicht seit Oktober 2019 wöchentlich mit ihrer Freundin Sam den Podcast »Jack&Sam«. Die beiden Freundinnen schwelgen in Erinnerungen und philosophieren über Heute. Und ich selbst fühle mich beim Hören wie die dritte – wenn auch sehr stille – Freundin.
Ich wollte von Jacko wissen, wie sich das anfühlt, wenn jemand völlig Fremdes so viel über einen selbst weiß. Welche Rolle spielt eine enge Beziehung zur Community in Hinsicht auf Werbung? Und: Bei welchen Podcaster*innen wird Jacko selbst zum Fangirl?
Hast du eine Vorstellung, wer deine Podcast-Community ist?
Jacko: Es ist spannend, weil ich ja mit meiner Podcast-Kollegin Sam im Austausch darüber bin. Sam hat einen ganz anderen Werdegang als ich im Internet. Ich bin schon Jahre vor ihr im Internet gewesen und auch auf Plattformen, wo man Gesichter sieht, wenn man auf die Profile geht. Das heißt, ich habe schon ein Gefühl dafür, wer das ist. Ich bekomme DMs auf Instagram, dann gucke ich mal auf’s Profil und so sammle ich kleine Informationen. Sam hatte bis vor wenigen Wochen gar keine Vorstellung, bis sie in Hamburg einen Flohmarkt veranstaltet hat, wo Leute aus unserer Community hingekommen sind. Dann war sie total begeistert und meinte, die Leute, die uns zuhören, sind richtig coole Frauen. Und aus diesen kleinen Informationen bastelt man sich dann so ein Bild zusammen.
Beim Podcast sieht man ja oft einfach nur eine Zahl, wie viele Leute zuhören. Dabei sind die Inhalte in eurem Podcast oft sehr intim und ihr wisst eigentlich gar nicht, mit wem ihr die Infos teilt. Wie fühlt sich das an?
Jacko: Der Podcast ist auf jeden Fall das Medium, wo ich am freisten spreche. Ich glaube, das ist genau aus dem Grund, weil es keine direkten Rückmeldungen gibt, ich habe keine Gesichter vor Augen. Ich jedenfalls habe nicht so Angst vor der Reaktion, weil es schon eine Distanz mehr ist als auf anderen Plattformen.
Das ist ja spannend und irgendwie paradox: Du sprichst am freisten, aber trotzdem ist eine größere Distanz da. Und das, was du im Podcast preisgibst, ist ja nicht weniger persönlich.
Jacko: Jeder Mensch hat ja seine eigene Hürden. Für mich ist es keine Hürde, persönliche Dinge preiszugeben. Das fällt mir relativ leicht. Für Menschen in meiner Position gibt es noch andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Zum Beispiel: Wie gefährlich ist die Situation, dass die eigenen Gefühle verletzt werden? Die Menschen, die ein Podcast konsumieren, hören erstmal zu Ende, bevor sie sich überlegen, ob sie dir schreiben. Meistens ist es dann auch nicht mehr so wichtig, was einem vorher beim Hören kurz mal sauer aufgestoßen ist. Während die Leute auf anderen Plattformen sofort in der Wut schreiben. Das macht den Podcast für mich mehr zu einem Safe Space als zum Beispiel mein Instagram Kanal.
Ihr schaltet ja auch Werbung im Podcast: Wie wichtig ist eine enge Beziehung mit der Community im Bezug auf Advertising?
Jacko: Das ist eine sehr gute Frage. Nicht umsonst ist es so beliebt, dass die Podcaster*innen selber die Werbung vorlesen, anstatt extern produzierte Audiospots zu spielen. Deswegen glaube ich schon, dass das eine enorme Rolle einnimmt. Das ist ja das, womit die ganze Branche im Grunde genommen so groß geworden ist und warum sie sich überhaupt finanzieren konnte. Deswegen glaube ich schon, dass das ein ausschlaggebender Punkt ist.
Und sucht ihr Werbepartner*innen aus, von denen ihr denkt, dass sie der Community gefallen könnten?
Jacko: Sam und ich sind da ein bisschen unterschiedlich. Ich denke viel an mich, da bin ich ganz egoistisch (lacht). Ich bin selbst Konsumentin und denke: Das finde ich geil, das würde ich kaufen, das bewerbe ich, weil sich das für mich am authentischsten anfühlt. Das sagen immer alle, so nach dem Motto: Ich bewerbe nichts, was ich nicht selbst auch ganz toll finde. Das ist so ein typischer Satz. Aber ich muss wirklich sagen, es ist mir sonst auch sehr unangenehm, weil ich dann das Gefühl habe, ich lüge.
Wenn ich lüge – auch im Privatleben – habe ich das Gefühl, dass eh alle wissen, dass ich lüge. Dementsprechend funktioniert das nicht so gut. Und Sam ist sehr communityorientiert. Sie sagt: ›Für uns ist das vielleicht nichts, aber für andere.‹ Thema Versicherungen zum Beispiel, was soll ich denn Werbung für eine Versicherung machen, ich bin nicht mal haftpflichtversichert?! Und dann sagt Sam: ›Ja, Jacko, aber anderen Menschen ist das wichtig. Du kannst das trotzdem bewerben, auch wenn du dich nicht drum kümmerst.‹
Aber dafür muss man ja auch ein bisschen wissen, wer die Community ist …
Jacko: Ja, wir können nicht auf jedes einzelne Gemüt schauen, aber wir können das schon etwas eingrenzen. Wir haben junge, moderne, emphatische Frauen, denen gewisse ethische Aspekte wichtig sind – der einen mehr, der anderen weniger. Aber ich denke, an diesen paar Punkten kann man sich schon ungefähr vorstellen, was gefallen könnte und was nicht.
Wie würdest du die Beziehung zu deiner Community beschreiben? Ist die eher eng oder distanziert?
Jacko: Ich glaube, es gibt Menschen, die eine noch engere Beziehung zu ihrer Community haben als ich. Sie ist schon recht eng, aber heutzutage nochmal anders als früher. Vor ein paar Jahren war sie sehr eng und jetzt ist es eher stichprobenartig eng. Es gibt bestimmte Leute, von denen ich weiß, wie sie heißen, was sie studieren, wo sie wohnen. Weil ich mich auf diese Internet-Beziehung eingelassen habe und die mal irgendwas gemacht haben, was herausgestochen ist, was mir besonders gefallen ist – ob es eine Sprachnachricht war, bei der ich die Stimme angenehm fand oder die etwas gesagt haben, was mich beeindruckt oder gerührt hat. Dann wird die Beziehung zu einer einzelnen Person in der Community etwas freundschaftlicher, als zu anderen Menschen, von denen ich keine Ahnung habe, wer das ist.
Das ist ja dann was Besonderes, weil es dann ja gar nicht mehr unbedingt eine einseitige Beziehung ist.
Jacko: Mit drei Menschen aus meiner Community bin ich auch heutzutage befreundet.
Ach, krass! Du hast in einer Podcastfolge mal erzählt, dass du dich mit einer Hörerin privat getroffen hast. Wie kam das zustande?
Jacko: Eine Hörerin/Zuschauerin ist mir mal im Park hinterhergelaufen. Sie ist mit dem Auto an mir vorbeigefahren und hat gedacht: ›Ach du meine Güte, was macht die denn in Potsdam?‹ Sie ist dann ausgestiegen und hat mich angesprochen. Und es war ganz süß. Ich glaube, sie hatte das Gefühl, dass sie mich kennt, dadurch wirkt die ganze Situation viel freundschaftlicher. Oft ist es dann einfach ins Gespräch zu kommen.
Ich wäre da, glaube ich, vollkommen überrumpelt, wenn mich jemand Fremdes auf der Straße anspricht. Wie ist das für dich?
Jacko: Ich glaube, ich bin da sehr offen. Ich bin nicht so eine Person, die da eine krasse Trennung will. Ich reise auch viel und lerne viele neue Leute kennen. Deswegen ist es für mich nicht komisch, wenn eine Person mich auf der Straße anspricht.
Und wie ging es dann weiter?
Jacko: Irgendwie haben wir uns dann so gut verstanden. Ich muss dazu sagen, dass ich mir in der Woche vorgenommen habe, mir mehr Freunde in Berlin zu suchen. Wäre das nicht die Situation gewesen, hätte es vielleicht nicht gemacht. Ich weiß es nicht. Aber dann haben wir uns auf WhatsApp connected und uns auch getroffen.
Und wie fühlt es sich an, dass die Leute viel mehr über dich wissen, als du über sie?
Jacko: Am Anfang komisch. Ich hatte das in zwei Fällen, dass das eine Normalisierungszeit gebraucht hat. Da habe ich am Anfang gemerkt, dass es sich noch gar nicht auf Augenhöhe anfühlt, weil die Person so viel über mich weiß. Und sie denkt vielleicht, ich bin ein besonderer Mensch, weil ich im Internet öffentlich bin. Aber das bin ich für mich ja gar nicht. Meistens erzähle ich dann einfach ganz viele private Schwächen und dann ist diese Hierarchie schnell aufgelöst. Ich habe das aber auch im Privaten: Es kam schon vor, dass ich auf einen Familien-Geburtstag gegangen bin und etwas erzählen wollte und jemand dann sagt: ›Weiß ich schon.‹ Fühlt sich so mittel an.
Denkst du dir dann manchmal, dass du vielleicht doch ein bisschen zu viel von dir erzählst?
Jacko: Nee, zu viel erzählt gibt’s für mich eigentlich nicht. Manchmal ist es nur so, dass ich gerne bestimmte Personen blockieren würde, die ich aber privat mag, weil ich manchmal denke, dass die nicht alles mitkriegen müssen. Ihr müsste nicht wissen, wenn ich eine Podcastfolge über Scheidenpilz aufnehme (lacht). Eigentlich hätte ich es am liebsten, das nur mit meiner Community zu teilen.
Teilen die Leute auch private Geschichten mit dir, weil sie in dir eine Freundin sehen?
Jacko: Ja, schon. Ich habe eigentlich jeden Tag sehr persönliche Geschichten in meinem Posteingang. Da kommen auch ganz schön heftige Sachen teilweise rein, aber auch ganz süße Sachen, aber schon sehr privates Zeug.
Kannst du denen dann helfen und in dem Sinne ›eine Freundin‹ sein? Oder wie gehst du mit solchen Nachrichten um?
Jacko: Früher bin ich sehr viel auf sowas eingegangen und habe mich auch ein bisschen in der Verantwortung gesehen, das zu machen, weil ich etwas mit denen geteilt habe und sie jetzt etwas mit mir teilen wollen. Dann kam aber die letzten Jahre eine Phase, in der es mir nicht so gut ging und da habe ich das ein bisschen runtergeschraubt, weil ich gemerkt habe, dass mich das überfordert hat. Wenn man selbst Zeit für sich braucht, ist es nicht unbedingt gesundheitsfördernd, sich zwei Stunden am Tag mit den Problemen fremder Menschen auseinander zu setzen. Aber wenn ich etwas lese, zu dem ich etwas Schlaues zu sagen habe, dann schreibe ich das auch.
Führst du auch paarsoziale Beziehungen zu anderen Podcaster*innen?
Jacko: Ich habe das Gefühl sehr bei »Kaulitz Hills«. Das sind Jungs, die ich mein ganzes Leben schon verfolgt habe und die auch sehr tiefe Einblicke geben. Bei den »Drinnies« oder »Weird Crimes« habe ich das auch ein bisschen. Aber das Ding ist, dass ich Visa Vie oder Ines Anioli oder auch Giulia Becker von »Drinnies« ein bisschen kenne. Wir sind aus derselben Branche und man hat sich mal gesehen und ein paar Sätze ausgetauscht oder auf Instagram geschrieben. Aber eigentlich kennt man sich gar nicht. Aber dadurch, dass ich jede Woche deren Podcast höre, habe ich noch mal mehr die Illusion, dass wir befreundet sind.
Ich habe das Gefühl, durch Social Media und Podcasts fühlt sich eine paarsoziale Beziehung anders an als früher. Weil früher hatte ich immer das Gefühl, das war mehr so eine Fan-Star-Beziehung, man himmelt jemanden an und die sind komplett unnahbar. Wie empfindest du das?
Jacko: Ich war ein krasses Fangirl als Teenie und habe das auch sehr intensiv gepflegt. Aber ich habe natürlich niemals diese Masse an Informationen wie heute bekommen. Ich hatte dann schon irgendwie das Gefühl, ich kenne die Leute, aber durch Interviews, die es gab. Aber das war nicht dasselbe wie heutzutage, dass man so täglichen Kontakt mit jemandem hat. Da hat man ja vielleicht eine Sache zehnmal gesehen, bevor es mal wieder was Neues gab. So intensiv wie heutzutage gab es das früher nicht. Es ist wirklich krass. Es ist, als würde man jeden Tag mit jemandem sprechen.
Man sagt ja auch ›Never meet your idols‹. Ich hatte früher Angst, dass meine Illusionen zerplatzen, falls ich meine Idole mal treffe. Aber ich glaube heutzutage, gerade durch Instagram, YouTube und Podcasts, zeigen sich die Leute ja so, wie sie sind. Wie siehst du das?
Jacko: Ich habe das auch letztens erst im Podcast »Kaulitz Hills« gehört. Die haben das auch gesagt. Ich glaube, dazu bin ich zu neugierig. Ich würde das Risiko eingehen. Wobei man auch sagen muss, Tom und Bill leben in Hollywood, die sind mit wahnsinnig crazy Künstlern befreundet. Die sind, glaub ich, gesättigt (lacht).
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