Deshalb lohnt sich Podcast-Werbung fü...
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Ich muss zugeben, ich mag keine Spiele. Man könnte sogar sagen, ich hasse sie. Als wir uns während des Design-Studiums ein Gesellschaftsspiel ausdenken sollten, habe ich die Aufgabenstellung umgangen, indem ich das Wort »Gesellschaftsspiel« wörtlich genommen und einfach einen Ordner angefertigt habe, der verpackt war wie ein Spiel, aber nur sämtliche Anträge und Dokumente enthielt, die man im Laufe seines Lebens als Teil der Gesellschaft so anhäuft: Geburtsurkunde, Kindergeldantrag, Schulanmeldung, Hochzeitsurkunde, Sterbeurkunde … you got it. (Habe den Kurs damit übrigens bestanden.)
Ihr könnt euch also denken, dass ich auch nicht so besonders auf Spieleshows stehe. Aaaauuußer sie werden von Jeannine Michaelsen moderiert. Denn dann weiß ich: Es wird lustig. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass sie die Hostin von »Die Podcast Games«, der ersten deutschen Podcast-Gameshow mit dem Flair einer Samstagabend-Veranstaltung, ist. In vier Vorrunden spielen jeweils zwei prominente Kandidat*innen um den Einzug ins Halbfinale, in dem sie wiederum um den Einzug ins Finale spielen. Zu gewinnen gibt es 20.000 Euro für den guten Zweck. Die ersten beiden Kandidat*innen sind Podcasterin Laura Larsson und YouTuber Jokah Tululu. (Spoiler: Laura mag Spiele genau so gern wie ich.) In den nächsten Folgen sind außerdem Alli Neumann, Aminata Belli, Drangsal, Papaplatte, Stefanie Giesinger und Varion zu Gast.
Im Podstars-Interview hat Jeannine mir erzählt, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es zwischen Fernsehen und Podcast gibt, warum es noch keine Podcast-Gameshow dieser Art gab und was ihr verstecktes Talent ist.
Wie kommt es, dass du jetzt auch einen Podcast machst?
Jeannine: Bei allem, was ich mache, kommt eigentlich immer Inhalt vor Form. Wenn ich den Inhalt mag und das Gefühl habe, das könnte mir Spaß machen, dann ist das eigentlich die Entscheidung, die ich fälle. Dann ist die Form sekundär. »Die Podcast Games« ist ein total schönes, lustiges, kurzweiliges Konzept, trifft meine eigene Leidenschaft – und ist zufällig eben ein Podcast.
Und was würdest du sagen, wie unterscheidet sich so eine Moderation im Fernsehen zu einer Moderation im Podcast?
Jeannine: Bei mir eher wenig, weil ich sowohl im Fernsehen als auch im Podcast für mich die Grundregeln habe: Wenn ich etwas moderiere, dann muss ich es verstanden haben. Also ich muss wissen, was passiert und ich muss den Rahmen kennen. Und dann lasse ich sprachlich ganz gerne los, ohne Prompter, ohne Ablesen. Ich nehme mir die Freiheit raus, in dem Moment so zu sprechen, wie es mir gerade einfällt. Ich habe die Erfahrung gemacht, früher als ich moderiert habe, dass ich eigentlich alles weiß, was auf den Karten steht. Das weiß man eigentlich immer. Im Podcast ist das ähnlich. Natürlich gibt es die Spiele und die Spiele haben Regeln, die man erklären muss, damit alle verstehen, worum es geht. Aber alles in allem kann und darf man einfach alles passieren lassen, jedes Gespräch passieren lassen. Das Einzige, was wegfällt, ist Maske und Kostüm. Und es sind so 40 Prozent weniger Lautstärke. Man kann im Podcast schöner mit der Stimme spielen.
Hast du dich trotzdem irgendwie darauf vorbereitet? Hast du dir andere Podcast-Gameshows angehört, wie die das machen?
Jeannine: Es gibt in Deutschland keine andere Podcast-Gameshow dieser Art. Aber nein, sowas mache ich nie. Auch nicht für meine Fernsehmoderationen. Meine Vorbereitung liegt eher darin, dass ich die Spiele gespielt habe und versuche, mehr über die Leute zu erfahren, die kommen, falls ich sie noch nicht so gut kenne. Ich glaube, wenn ich mir andere Leute anhören würde, hätte ich Sorge, sie zu kopieren. Damit nimmt man sich die Experimentierfreude. Mein einziger Anspruch ist, dass alles klar verständlich ist, dass alle Beteiligten Spaß haben und dass ich das Gefühl habe, ich bekomme von den Leuten, die da vor mir sitzen, was mit, höre Sachen von denen, die ich noch nicht gehört habe.
Ihr habt ja eine Test-Episode aufgenommen, in die ich vorab reinhören durfte. Warum ist eine Test-Episode so wichtig?
Jeannine: Beim Fernsehen ist es nicht viel anders. Da gibt es auch Proben für die Spiele, um zu schauen, ob die Spielmechanik funktioniert, wie lange das dauert, ob es einen Denkfehler gibt, der keinem vorher aufgefallen ist. Das heißt einmal alles durchspielen, als wäre es echt. Auch für mich muss das Gerüst stehen. Je sicherer ich weiß, dass dieses Gerüst steht, desto verrückter kann man darin herumspringen und tanzen. Deswegen: immer, immer, immer testen.
Ich könnte mir vorstellen, dass jetzt, wenn eure Show erscheint, viele Leute auch eine Podcast-Gameshow machen wollen. Und dann denken sie sich Spiele aus und mitten in der Aufnahme fällt ihnen auf: Oh, das ist ja gar nicht so lustig, wie ich dachte. Oder es funktioniert gar nicht.
Jeannine: So ist es ja. Ein Podcast ist natürlich auch ein sehr begrenzter Raum. Die Spiele müssen andere Kriterien erfüllen als im Fernsehen. Im Podcast hast du nur die eine Ebene. Du spielst mit weniger Elementen, deswegen müssen die clever kombiniert sein. Und meistens sind ja die ganz simplen Dinge, bei denen wir alle immer dasitzen und denken: Warum ist mir das nicht eingefallen? Weil es eben gar nicht so leicht ist, auf diese ganz simplen Dinge zu kommen. Beim Podcast ist Simplizität sogar noch ein bisschen gefragter als beim Fernsehen.
Du hast es eben schon angesprochen. Es gibt noch keine Podcast-Gameshow in Deutschland. Was glaubst du, woran das liegt?
Jeannine: Es gibt verschiedene Genres, die sind schon etabliert. Zum Beispiel Laber-Podcasts, bei denen es darum geht, dass sich zwei Leute möglichst unterhaltsam austauschen. Und ich möchte denen jetzt nicht unterstellen, dass sie keine Struktur haben, aber zumindest oft keine sichtbare. Ich glaube, weil wir noch sehr früh in der Erforschung der verschiedenen Möglichkeiten sind. Im Rahmen der Podcastwelt war man einfach noch nicht an dem Punkt, an dem man dachte, wie verbindet man Formatierung mit Unterhaltung? An der Stelle war Spotify jetzt einfach schnell. Die Idee ist ja nicht bahnbrechend. Aber da haben wir jetzt vielleicht etwas angestoßen. Es wird nicht die einzige Podcast-Gameshow bleiben, aber hoffentlich immer die Beste.
Was war für dich die größte Herausforderung bei der Produktion?
Jeannine: Ich bin es nicht mehr gewohnt, Sachen zu machen, die nur eine Stunde dauern. Für mich total irritierend also, wenn etwas weniger als vier Stunden dauert. (lacht) Und dann muss ich im Podcast natürlich gucken, dass ich meine Gefühle nur durch die Stimme zum Ausdruck bringe, ohne dass ich drüber klinge. Aber die allergrößte Herausforderung in der ganzen Geschichte ist, hinterher meine eigene Stimme zu hören. Das finde ich tatsächlich sehr unangenehm. Immer noch.
Wie schaffst du es eigentlich immer so souverän rüberzukommen? Hast du da vielleicht Tipps für Leute, die selbst einen Podcast haben und gerne ein bisschen schlagfertiger wären, wenn sie Gäste da haben?
Jeannine: Erstmal danke für das Kompliment. Ich glaube, Schlagfertigkeit ist auch einfach Übung. Ich habe mein berufliches Leben lang immer mit großen Persönlichkeiten zu tun, mit Menschen, die viel Raum einnehmen. Also, wir alle würden uns nicht auf eine Bühne stellen, wenn wir nicht gerne Platz hätten. Und je häufiger man sich mit solchen Menschen die Räume teilt, desto entspannter wird man darin, sich auch seinen Raum zu nehmen. Und ich habe große Freude an Sprache. Ich mag diese Kabbeleien. Und ich finde wenig schöner, als wenn jemand neben mir einen richtig guten Witz macht. Ich find’s nur besser, wenn ich einen richtig guten Witz mache. (lacht) Man sollte diesen Wettbewerbsgedanken aus dem Kopf nehmen. Da geht es nicht ums besser sein. Wir wollen alle, dass das, was wir hier machen, am Ende das bestmöglichste Ergebnis ist. Der Schlüssel ist eine maximale Gelassenheit. Man weiß ja, was man kann. Man sollte aber auch wissen, was man nicht kann. Und mit den Sachen genauso selbstbewusst umgehen. Niemand von uns kann alles können.
Wie siehst du die Zukunft von Fernsehshows als Podcast?
Jeannine: Wenn wir mal ehrlich sind, ist das zum großen Teil schon passiert: Nachrichten gibt’s als Podcast, Interviews, Dokus, Promi-News, Filme, Serien … Eigentlich alles, was wir uns im Fernsehen anschauen, ist theoretisch transportierbar auf einer Podcastebene. Ich meine, lange bevor wir Fußball geguckt haben, haben wir Fußball gehört. Das Radio kam vor dem Fernsehen. Podcasts wiederum finden ihren Weg sogar auf die Bühne. Man will auf einmal wieder zurück zu sowas ganz Kleinem: Menschen sitzen auf einer Bühne und unterhalten sich und andere Menschen hören ihnen dabei zu. Wer hätte gedacht, dass das mal ausreicht, um 30 Euro für ein Ticket auszugeben? Bei all den Dingen, die sich in die absolute Absurdität hin entwickeln, ist das doch mal eine Entwicklung, die echt schön und begrüßenswert ist. Also mir fällt gerade kein Fernsehgenre ein, das in einem Podcast überhaupt nicht funktionieren könnte. Es ist halt einfach eine andere Sportart. Aber beides Ballsportarten.
Gibt es eine TV-Show, die du dir vielleicht als Podcast wünschen würdest?
Jeannine: Jetzt kommt der schreckliche Standardsatz: Ich gucke wirklich kein Fernsehen. Das ist ein Witz! (lacht)
Kann auch was aus der Vergangenheit sein.
Jeannine: (überlegt) Ich habe eine Sendung, die nicht als Podcast funktionieren würde: »Der Preis ist heiß«! (lacht) Mir fällt keine spezielle Sendung ein, aber ich fänd eine Musikquizshow richtig toll. Wie damals »Hast du Töne?« mit Matthias Opdenhövel, wo man Songs erkennen und Texte können muss. Da müsste man wahrscheinlich formattechnisch ein bisschen dran rumschrauben, aber da hätte ich auf jeden Fall krass Bock mitzuspielen. Mein größtes Talent ist, ich muss Songs nur ein-, zweimal hören, dann kann ich sie auswendig.
Foto von Jeannine Michaelsen: © Moritz Künste
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