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Ich mag Fußball nicht besonders. Könnte daran liegen, dass mein Mann jahrelang zu jedem Heimspiel des BVB gefahren ist und wir die restlichen Wochenenden in der Kneipe beim Rudelgucken verbracht haben. Könnte daran liegen, dass ich fast jeden Tag die Stimmen von Buschi und Fuss und ihre immer gleichen Phrasen ertragen muss, wenn mein Mann Fifa spielt. Könnte aber auch daran liegen, dass ich drei Jahre lange sehr erfolglos Fußball gespielt habe, nachdem ich in der fünften Klasse »Kick it like Beckham« gesehen hatte.
Trotz allem – oder gerade deswegen – weiß ich ziemlich viel über Fußball. Und ich habe zu allem eine Meinung. Zum Beispiel zu Uli Hoeneß. Ich mag ihn nicht besonders (Welch Überraschung!). Warum sollte ich mich also für einen Podcast über ihn interessieren? Weil Max-Jacob Ost mit »11 Leben« etwas geschaffen hat, das es so in Deutschland noch nicht gab. Er hat sämtliche Regel gebrochen: Konzept übern Haufen geworfen, zu lange Folgen, unregelmäßige Veröffentlichung … Und doch hat er Erfolg. Wie das funktioniert hat, verrät er heute in unserer Rubrik »Vom Podcast gelernt«.
Im Weekly gibt es eine etwas ungewöhnliche Interview-Rubrik. Für die habe ich mich von der Zeitschrift NEON inspirieren lassen (treue Leser:innen wissen natürlich, dass ich früher in der Online-Redaktion von NEON gearbeitet habe). Auf der letzten Seite war immer ein Interview mit einem Promi. Aber nicht mit Frage, Antwort, Frage, Antwort. Sondern die besten Sätze aus dem Interview standen für sich. Die Rubrik hieß »Vom Leben gelernt«. Nur interviewe ich keine Promis, sondern Leute hinter den Podcast-Kulissen, die Learnings aus ihren besonders erfolgreichen oder innovativen Formaten verraten. Jeder Satz soll für sich stehen. Deswegen heißt die Rubrik »Vom Podcast gelernt«.
Max-Jacob Ost, Moderator und Podcaster
Gelernt vom Podcast »11 Leben – Die Welt von Uli Hoeneß«
»Die Idee war eine Bauchentscheidung. Ich hatte mich mit Ruben Schulze-Fröhlich getroffen, der heute die Agentur Wake Word hat und Produzent von ›11 Leben‹ ist. Er wollte ein Sport-Format mit mir umsetzen und hat mich gefragt, was ich gerne machen würde. Das allererste, was mir in den Kopf geschossen kam, war: Ich würde gern die Welt von Uli Hoeneß verstehen.«
»Im März 2018 haben Ruben und ich uns getroffen. Da gab’s die Idee und ich habe direkt angefangen, daran zu arbeiten. Dem damaligen Auftraggeber haben wir nur gesagt, es wird ein Porträt einer großen Fußball-Persönlichkeit. Als wir den Namen dann verraten haben, hat er einen Rückzieher gemacht. Für uns alle überraschend.«
»Erst dachten wir, die Arbeit war umsonst. Ein halbes Jahr später haben wir noch einen Anlauf versucht und schnell Audio Now gefunden – und ihnen direkt gesagt, um wen es geht, damit es nicht wieder einen Rückzieher gibt.«
»Wir haben fünf Folgen mehr gemacht als geplant. Elf sollten es eigentlich werden. Jetzt werden es sehr wahrscheinlich 16.«
»Corona hat uns im Zeitplan zwar voll nach hinten geworfen, aber es hatte auch was Gutes. So konnten wir das Feedback der Hörerinnen und Hörer mit einbinden. Und dadurch wurde ›11 Leben‹ ganz anders, als es mal geplant war. Es ist im Grunde zwar immer noch eine Biografie von Uli Hoeneß, aber es ist vielmehr auch eine Biografie des deutschen Fußballs.«
»Das Feedback der Hörerinnen und Hörer war, dass sie sich die Folgen gerne noch ausführlicher wünschen und dafür gerne auch mal sechs Wochen auf eine neue Folge warten.«
»An der Folge zum Steuerprozess habe ich zehn Wochen gearbeitet, die dauert drei Stunden. Das ist eher untypisch für die deutsche Podcast-Landschaft bei so gescripteten Formaten. Aber Audio Now hat immer den Inhalt über Konventionen gestellt – dafür bin ich sehr dankbar.«
»Die größte Herausforderung war, dass immer alles durch das Nadelöhr meines Kopfes gehen musste. Wir waren immer so schnell oder langsam, wie ich es war. Ein hoher Druck. Jede Silbe im Skript kommt von mir. Alle O-Töne wurden von mir geschnitten. Und ich habe vielleicht auch die ein oder andere Sache zu viel gemacht, die man hätte delegieren können.«
»Im engsten Team sind wir zu dritt, Ruben Schulze-Fröhlich, Stefan Rommel und ich. Aber unser Fact Checking zum Beispiel war dreifach, einmal durch mich, dann durch einen Faktenchecker von Wake Word und durch die Verifikationsabteilung von Gruner + Jahr.«
»Ich versuche immer alle Dinge, die ich mache, so anzugehen, als würde ich auf einer WG-Party in der Küche mit jemandem quatschen. Da will ich meine Geschichte ja auch so erzählen, dass nicht nur er oder sie die ganze Zeit zuhört, sondern dass auch die Leute drum herum, die sich eigentlich nur ein Getränk holen wollten, stehenbleiben und zuhören.«
»Das größte Learning war, dass Regeln völlig egal sind. Am Schluss ist ein Podcast rausgekommen, der sich an keine Podcast-Regel hält: Die Folgen sind zu lang, die einzelnen O-Töne sind zu lang, manchmal spreche ich nicht sauber genug. Irgendwann war mir das egal.«
»Tatsächlich hat sich innerhalb der letzten drei Jahre meine Haltung dazu verändert, dass ein Interview mit Uli Hoeneß das höchste Ziel ist. Stand jetzt ist es aber noch nicht ausgeschlossen, dass wir doch noch miteinander reden werden.«
»Die Geschichte zu Uli Hoeneß wird eventuell auch noch in Buchform erscheinen, aber ein bisschen anders als der Podcast. Da sitzen wir gerade dran. Danach ist aber erstmal Schluss, weil ich dann ganz dringend eine Pause brauche. Uli Hoeneß verfolgt mich mittlerweile bis in meine Träume.«
»Ich wünsche mir, dass die Leute Audio-Dokus mehr so machen, wie sie es gut finden und weniger so, wie sie glauben, dass es die Hörer:innen gut finden.«
»Ich bin sehr froh, wenn der Druck wegfällt. Jetzt gerade habe ich diesen Letzte-Staffel-»Game of Thrones«-Druck. Ich will es nicht auf den letzten Metern noch verkacken.«
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