Deshalb lohnt sich Podcast-Werbung fü...
Lead Generierung kann sich schnell zu einer Herausforderung entwickeln, gerade für junge...
Seit Vinzent-Vitus Leitgeb bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) für Audio-Inhalte verantwortlich zeichnet, hat sich das große Medienhaus eine beachtliche Reputation für Podcasts erarbeitet. In »Wirecard: 1,9 Milliarden Lügen« und »Suisse Secrets« bringt die SZ mit umfassenden Recherche- und Reportage-Formaten Ordnung in die sehr komplexen Irrungen und Wirrungen der großen Finanzskandale. Mit »Geschichte Daily« bietet die SZ in Kooperation mit Spotify nun auch einen täglichen Wissens-Podcast an. Dazu das Tagesgeschäft einer Tageszeitung: Nachrichten und Hintergründe, immer aktuell und umfassend recherchiert. »Das Thema« liefert wöchentlich ausführlichere Hintergründe. Das SZ-Flagschiff »Auf den Punkt« hat sich als Daily-Podcast einen festen Platz in der Spitze des News-Segments erarbeitet; Chartable listet das Format aktuell auf Platz 8.
Können Nachrichten-Podcasts mit der Geschwindigkeit von News-Tickern mithalten? Sollen sie das überhaupt? Wie die SZ den eigenen Anspruch und den ihrer Hörer*innen in ihre täglichen Arbeit übersetzen – dazu sprach Vinzent erst auf dem Panel beim Spotify ALL EARS Summit in Berlin, und danach mit mir.
Vinzent, zunächst zu deiner Aufgabe: Du leitest seit Ende 2020 das Audio-Team bei der Süddeutschen Zeitung. Wie bist du zu dieser Position gekommen?
Vinzent: Das hat sich entwickelt: Ende 2017 hat die SZ begonnen, wieder Podcasts zu machen, nachdem einige Jahren zuvor schonmal welche produziert wurden. Die Technologie war noch nicht so weit verbreitet und insgesamt haben zu wenige Menschen Podcasts gehört. Ich bin dann im Januar 2018 dazugekommen. Da hatten wir nur einen Podcast, »Das Thema«, und sind in den nächsten Jahren gewachsen. Zum Beispiel starteten wir einen Sport-Podcast zur WM 2018, um tägliches und schnelles Produzieren, z. B. nach Spielen von Deutschland, zu testen.
Dann haben wir den Nachrichten-Podcast »Auf den Punkt« gestartet und so sind es immer mehr geworden. Für den täglichen Podcast brauchten wir natürlich mehr Menschen und so ist ein Team entstanden, das erst Laura Terberl geführt hat. Mittlerweile leitet sie das Ressort »Audio & Video«, das Audio-Team ist darin eingegliedert und wir teilen uns einige Aufgaben. Ich kümmere mich etwas mehr um das operative Geschäft, nah dran an den Formaten. Sie macht eher das Strategische – auch wenn wir uns bei allem immer eng austauschen.
Wie groß ist das Audio-Team jetzt?
Vinzent: Zwölf Leute – Produzent*innen, Autor*innen, Redakteur*innen, aber nicht alles Vollzeitkräfte. Da zähle ich auch die Werkstudierenden mit rein, die wichtige Arbeit für uns machen.
Auf deiner Autorenseite selbst heißt es: »spricht, schreibt und schneidet für verschiedene Audio Formate«. Wie verteilt sich das ungefähr auf deine Arbeitszeit?
Vinzent: Das Schneiden fällt inzwischen fast ganz weg. Da haben wir jetzt andere, die darauf spezialisiert sind und das besser können als ich. Ich bin nur noch dran, wenn ich Sachen ausprobiere. Das Schreiben und Sprechen gehört eher zu meinen Aufgaben. Bei fast allen größeren Serien, die wir gemacht haben, war ich sehr involviert, schrieb einzelne Skripte oder habe andere redigiert und abgenommen. Bei der Moderation der täglichen Podcasts springe ich dann und wann mal ein. Dazu kommen jetzt die Aufgaben als Teamleiter, was natürlich auch nicht wenig ist.
Auf dem Panel über Daily Podcasts hier beim All Ears Summit erzähltest du, dass ihr vom großen Haus der Süddeutschen Zeitung profitiert. Wie groß sind die Berührungspunkte zwischen den Kolleg*innen im Print und eurem Team?
Vinzent: Wir arbeiten täglich zusammen. Meistens bei »Auf dem Punkt«, sodass oft auch Print-Kolleg*innen in dem Podcast zu hören sind. Wir sind natürlich angebunden an die Redaktionsprozesse. Es gibt einen Newsdesk, der zentral alle Themen steuert, das Thema des Tages festlegt oder eine Gewichtung trifft und entsprechend Leute freimacht, mobilisiert und Texte bestellt. Da sind wir in der Konferenz dabei, kriegen Hinweise, haben aber oft auch freie Hand bei unserer Themenwahl.
Jetzt hast du schon ein paar Formate genannt, die ihr aufgebaut habt. Wie steht es um eine Zwischenbilanz, seitdem du die Leitung übernommen hast? Wo standet ihr damals? Was hat sich seitdem getan? Wo steht ihr heute? Was sind maßgebliche Schritte gewesen?
Vinzent: Wir haben in der Zeit sehr viel an »Auf den Punkt« gearbeitet. Die Free-Podcasts waren und sind die erste Säule bei uns. In der Pandemie musste das remote produziert werden und da habe ich viel versucht. Die damalige Nachrichten-Podcast-Welle war und ist super wichtig für uns und verschaffte uns täglich eine sehr hohe Reichweite. Deswegen hatten wir diese Phase, wo wir dem Podcast wirklich viel Aufmerksamkeit gewidmet haben, uns oft als Team hingesetzt haben, um uns auf Grundlagen zu einigen und kontinuierlich nachzujustieren: Wie wählen wir die Themen aus? Wo stehen wir gerade? Wann sprechen wir mit welcher Person?
In diese Zeit fallen dann auch die Kooperationen, z. B. mit Spotify für »Wirecard« und jetzt auch bei »Geschichte Daily«. Das ist unsere zweite Säule. Diese Projekte umzusetzen hat das Team nochmal wachsen lassen und wir haben dafür die Strukturen geschaffen. Unsere dritte Säule sind die Abo-Inhalte hinter unserer Paywall, also »SZ Plus«. Das haben wir in der Zeit begonnen öfter umzusetzen und herauszufinden, wie die Prozesse am besten laufen und was wir dafür brauchen. Also ein sehr umfassender Professionalisierungsprozess.
Würdest du sagen, das ist innerhalb der Süddeutschen Zeitung weiterhin ein bisschen ein Pionier-Arbeit, ein Ausprobieren? Oder war dieser Prozess zu einem gewissen Grad auch geplant, oder sogar am Reißbrett entworfen?
Vinzent: Ich glaube, wenn man jetzt auf 2017 schaut, kann man nicht sagen, dass wir wussten, wo wir 2022 stehen werden. Da war es anfangs echt ein Ausprobieren und Schauen, was Sinn ergibt. Es war dann relativ schnell klar, dass wir als Tageszeitung auch einen täglichen Nachrichten-Podcast anbieten wollen. Die Strukturen haben wir in den folgenden Jahren im laufenden Prozess festgelegt und uns professionalisiert. Wir haben jetzt eine klare Vorstellung, was in der nächsten Zeit anstehen wird.
Wo soll es hingehen?
Vinzent: Wir wollen an diesen drei Bereichen, die ich schon angesprochen habe, weiterarbeiten. Das Free-Programm ist im Vergleich zu Mitbewerbern noch kleiner. Da lohnt es sich zu überprüfen: Was fehlt da vielleicht im Portfolio? Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal mit dem SZ-Magazin zusammen einen SZ-Plus-Only-Podcast gestartet, der nur hinter der Paywall abrufbar ist. Das ist für uns total spannend gerade, gemeinsam ein abwechslungsreiches Programm aufzubauen und so Menschen von einem Abo zu überzeugen. Und zuletzt geben uns die Kooperationen, wie jetzt auch mit Spotify, viele Möglichkeiten, auf anderen Plattformen präsent zu sein. Im Juni kommt zum Beispiel die zweite Staffel »Wirecard«. Solche Sachen sind natürlich total cool, weil wir da für die Plattform einen guten Partner haben und gemeinsam Aufmerksamkeit für so ein Projekt schaffen.
Und wenn wir schon bei den bei den größeren, umfassenderen, ja auch tiefergehenden Formaten wie »Wirecard« sind: Wie geht er bei diesen Formaten bei der Gestaltung und der Planung vor? Steht das Thema am Anfang oder eine Marktlücke vielleicht? Entscheidet ihr ein Stück weit entlang eurer strategischen Ausrichtung über die Themen für eure Podcasts?
Vinzent: Ich glaube, wir sind mittlerweile vor allem sehr gut und auch spezialisiert in Miniserien. Davon haben wir mehrere gemacht und die Struktur im Haus ist auch darauf ausgerichtet. Es gibt einen großen Fundus an Recherchen und Geschichten. Da müssen wir früh genug hin und schauen, wie wir sie umsetzen können. Oft hatten wir einzelne Kolleg*innen bei uns in unseren Free-Podcasts zu Gast, wo wir dann intern gemerkt haben, wie sehr sie für die Geschichte brennen und das man daraus noch mehr machen könnte.
Wir beobachten natürlich auch den Markt und schauen, wo wir glauben, als Marke und als Journalist*innen einen Mehrwert bieten zu können mit unseren Ressourcen. »Geschichte Daily« ist so ein Beispiel. Es gibt natürlich schon Geschichtspodcasts da draußen. Wir haben geschaut, wo wir da reinpassen könnten: jeden Tag, sieben Minuten Geschichte, ein Thema pro Woche – man kann täglich hören, kann aber auch am Ende der Woche alles zum Thema in einem Stück durchhören. Das gab es bis jetzt in der Form noch nicht und wir hoffen, dass das gut ankommt.
Du hast vorhin von einer Art Corona-Boom gesprochen, der sich insbesondere bei Daily Podcasts zeige. Das tägliche Bedürfnis nach aktuellen Informationen ist größer geworden. Die Nachrichtenlage verschiebt sich allerdings auch immer schneller, teils innerhalb von Stunden. Wie »daily« können oder sollten Podcast deiner Ansicht sein?
Vinzent: Wir können sicher kein Breaking-News-Format sein. Das haben wir damals auch für uns so festgehalten. Wir können nicht jedes Thema direkt umsetzen, sondern müssen immer schauen, dass wir die Zeit und den Raum dafür haben. Wenn wir nur Fakten wiedergeben, die schnell überholt sein können, wird es schnell verwirrend. Wir müssen immer Kontext liefern können und entsprechend danach auch die Themen aussuchen. Wir haben den Vorteil, dass wir als Podcast auch im Kontext von SZ.de stattfinden. Das heißt, im Zweifel können wir, bei sich ganz dramatisch schnell ändernden Lagen, auch auf die Website verweisen. Wir versuchen wirklich eher, die große Frage hinter einem Thema einzuordnen und der Liveticker kann online gelesen werden. So transparent müssen wir im Podcast sein. Wenn man die Gespräche zeitlos anlegt, dann hat man oft gar nicht diesen Druck.
Wie sieht diese Transparenz aus? Was könnt und müsst ihr entsprechend kommunizieren?
Vinzent: Wir sagen bei “Auf den Punkt” zum Beispiel immer sehr transparent, dass Redaktionsschluss um 16 Uhr ist. Dann ist klar: Das ist der Stand der Debatte zu dieser Zeit. Viele Inhalte und Einordnung bleiben aber lange aktuell. Wir machen auch Befragungen bei unseren Hörer*innen dazu und da heißt es, viele hören es direkt auf dem Heimweg, für die ist es ganz aktuell, viele aber auch erst am nächsten Morgen. Auch die nehmen daraus offensichtlich immer noch sehr viel mit und das ist immer ganz schön zu hören. Letztlich ist Podcast als Medium auch nicht so weit weg von der Tageszeitung. Die ist auch irgendwann gedruckt und es ändert sich nichts mehr an der Ausgabe.
Wie hoch ist der Druck, wenn ihr »daily« produziert und wisst, ein Thema geht über mehrere Tage und bestimmt den Podcast schon sehr, ohne Raum zu lassen für die vielen anderen Themen zu lassen, die ihr in der Redaktion habt?
Vinzent: Das ist eigentlich sogar entlastend. Es gibt Sachlagen, wo man dann plötzlich sehr schnell eine lange Liste von Aspekten hat, die interessant sind. Dann wissen wir aber: Wir müssen nicht alles gleichzeitig machen und das können wir auch nicht leisten. Wenn man sich darauf besinnt, entlastet das sehr. Erst schauen: Was ist heute wirklich wichtig? Dann entscheiden: Das andere können wir dann morgen machen oder es findet heute in aller Kürze im kurzen Nachrichten-Block, den wir bei »Auf den Punkt« haben, Platz. Damit lernt man umzugehen.
Habt ihr also eine Art Philosophie fürs Detail entwickelt? Nicht nur um zu entscheiden, was in dem Moment eines noch tieferen Blickes bedarf, sondern auch im Sinne der Gründlichkeit zumindest eine Fußnote zu hinterlassen für Dinge, die es nicht in den Podcast geschafft haben.
Vinzent: Genau, ich erwähnte gerade den Nachrichten-Block. Dort können wir zusätzlich zwei, drei Meldungen machen, wo kompakt der Nachrichtenstand abgebildet wird. Manchmal wird es eine längere Meldung, die versucht, wirklich alle Entwicklungen zum Thema nochmal aufzugreifen. Wir haben da Möglichkeiten, ein bisschen mit dem Format zu spielen. Zusätzlich können wir auch weitere Texte in den Shownotes hinterlegen.
Würdest Du sagen, dass – mit oder ohne großes Verlagshaus im Rücken – Daily Podcasts im besten Falle in so einem breiteren Informationsangebot eingebettet werden sollten?
Vinzent: Ich bin bei allen Podcasts über so etwas wie Quellen sichtbar machen oder Hinweise, wo kann ich mich weiter informieren, immer sehr dankbar. Wenn man nicht die eigene Plattform dahinter hat, warum nicht etwas anderes empfehlen und hinterlegen? Wo kann ich jetzt weitersuchen? So wächst ja auch Vertrauen zwischen Hörer*innen und den Hosts. Aber es ist natürlich auch nicht zwingend. Im Zweifel suchen sich die Menschen dann selbst ihre weiterführenden Informationen. Auch in unserem Schwerpunktthema bei “Auf den Punkt” wird es immer Aspekte geben, die untergehen, sodass es oft ein Denkanstoß ist, der Menschen dazu bringt, sich mit Themen auseinanderzusetzen.
Jetzt zum Abschluss: Du hast die zweite Staffel »Wirecard« angekündigt. Gibt es noch weitere Formate, auf die sich die Hörer*innen bald freuen können?
Vinzent: Genau. Bei »Wirecard« werden Mitte Juni neue Folgen dazukommen. Wir haben im März erst »Geschichte Daily« gelauncht. Das ist jetzt, wo wir hier sprechen, die achte Woche. Dieses Format und das Tagesgeschehen binden uns gerade sehr. Aber wir sitzen natürlich schon am Programm, was dann noch kommt im Laufe dieses Jahres.
Foto von Vinzent-Vitus Leitgeb: © Alessandra Schellnegger/SZ
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