14.06.2022
Maren Papenbroock

Toyah Diebel, wie verliebt man zwei Singles mithilfe eines Podcasts?

Hoertsblatt Toyah Diebel

Ich hatte letztens ein (virtuelles) Date mit Toyah Diebel. Sie ist die neue Expertin in Sachen Liebe und Verkuppeln, quasi wie Susi von »Herzblatt«. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr: In ihrem neuen Podcast »Hörtsblatt – Der Podcast zum Verlieben« schlüpft Toyah in die Rolle der selbsternannten »Wingwoman« und verkuppelt zwei Singles miteinander. Die beiden Singles sitzen dabei getrennt bequem zu Hause auf dem Sofa und können sich kennenlernen. Auch ums Outfit müssen sie sich keine Gedanken machen, weil sie sich gegenseitig nicht sehen können. Ganz nach dem Motto: Liebe geht durch die Ohren. Bequemer geht’s doch eigentlich nicht, oder? Vergesst Tinder, Bumble und Co! Heute lernt man die große Liebe mithilfe von Podcasts kennen.

Im Interview zu »Vom Podcast gelernt« erzählt Toyah Diebel mir, wie die Idee zum Podcast entstanden ist, wieso zu viel Schnitt die Dynamik zerstören kann und welche Sorgen sie vor Veröffentlichung der ersten Folge hatte. 

Interview mit Toyah Diebel über »Alles gesagt?«

Im Weekly gibt es eine etwas ungewöhnliche Interview-Rubrik. Für die hat sich meine Kollegin Denise von der Zeitschrift NEON inspirieren lassen (treue Leser:innen wissen natürlich, dass sie früher in der Online-Redaktion von NEON gearbeitet hat). Auf der letzten Seite war immer ein Interview mit einem Promi. Aber nicht mit Frage, Antwort, Frage, Antwort. Sondern die besten Sätze aus dem Interview standen für sich. Die Rubrik hieß »Vom Leben gelernt«. Nur interviewen wir (nicht ausschließlich) Promis, sondern Leute hinter den Podcast-Kulissen, die Learnings aus ihren besonders erfolgreichen oder innovativen Formaten verraten. Jeder Satz soll für sich stehen. Deswegen heißt die Rubrik »Vom Podcast gelernt«.

Toyah Diebel

Toyah Diebel, Unternehmerin und Podcasterin
Gelernt vom Podcast »Hörtsblatt – Der Podcast zum Verlieben«

»Wir wollen herausfinden, ob es für ein gutes Date das Aussehen überhaupt braucht. Am Schluss jeder Episode gibt es natürlich ein Foto. Aber ob das dann noch eine Rolle spielt, erfahren wir im Podcast.«

»Wir sind auf die Idee gekommen, weil es unglaublich viele Menschen gibt, die sich gerne verlieben wollen.«

»Gerade für Menschen, die es nicht gewohnt sind, tagtäglich in Mikrofone zu sprechen, ist es ein bisschen merkwürdig, gleichzeitig auch noch jemanden kennenzulernen. Damit sich die Menschen sicherer fühlen, bin ich da und versuche, die beiden miteinander zu verkuppeln. Ich mache den Job einer Wingwoman.«

»Unser Bewerbungsfragebogen ist eine Mischung aus Multiple-Choice-Fragen und offenen Fragen. Je mehr du beantwortest, desto mehr wissen wir natürlich über dich. Und die Antworten versuchen wir mit anderen zu vergleichen und schauen nach Gemeinsamkeiten. Dazu wollen wir von den Bewerber:innen Sprachnotizen haben, in denen sie etwas über sich erzählen. Anhand dessen kann man ganz gut gucken, wer zusammen passt und wer nicht.«

»Die Kandidat:innen wussten alle noch nicht, was da auf sie zukommt. Wir hatten aber relativ schnell 1000 Bewerbungen. Das zeigt, wie viele Menschen es da draußen gibt, die noch nach der besseren Hälfte suchen und sich über dieses Angebot freuen.« 

»Dass man sich nicht sieht, nimmt glaube ich eine Menge Druck.« 

»Wir haben eine Staffel produziert und waren total überrumpelt von dem Erfolg. Das wünscht man sich natürlich immer sehr, aber ich hätte nicht damit gerechnet. Ich bin total baff, wenn ich ehrlich bin. Aber das zeigt ja auch einfach, dass wir am Zahn der Zeit sind.«

»Es gab keine Pilotfolge. Wir sind direkt ins kalte Wasser gesprungen.« 

»Bei Hörtsblatt braucht es Struktur. Sonst funktioniert das Format nicht. Da braucht es Sounds, eine Dramaturgie und einen anderen Schnitt. Es braucht eine ganz andere Vorbereitung auf so eine Folge.«

»Unser erster Gedanke war es, eine Stunde aufzunehmen. So nach dem Motto: Je mehr wir haben, desto besser können wir zusammenschneiden. Allerdings hat die Erfahrung gezeigt, dass das nicht der richtige Weg ist. Deshalb versuchen wir so viel aufzunehmen, wie wir am Schluss auch schneiden, weil es dann von der Dramaturgie und vom Flow besser passt. Ansonsten verlaufen sich die Gespräche, wir wollen ja die Spannung im Date aufrechterhalten.« 

»Meine erste Sorge war: Was ist, wenn es zwischen den Kandidat:innen nicht passt? Ich hatte Angst, dass die Hörer:innen dann enttäuscht sind. Allerdings ist das totaler Quatsch. Letzten Endes wollen wir damit einfach zeigen, dass es wichtig ist, offen auf Menschen zuzugehen.«  

»Das Feedback bisher war mega, mega, mega! Menschen lieben es einfach, Mäuschen zu spielen und irgendwo dabei zu sein, wo es knistert und wo es aufregend ist. Die Leute fragen uns jetzt schon: Was ist aus den Dates geworden? Das nehmen wir auf jeden Fall mit. Vielleicht gibt es so ein Sequel von Hörtsblatt, eine extra Mini-Folge jede Woche, in der man hört, wie es weitergegangen ist.« 

»Als der Name Hörtsblatt gefallen ist, habe ich sofort gesagt: Das ist es! Wir haben das Ganze audiovisuell so gestaltet, dass es einen Showcharakter hat und man sich in die 80er, 90er zurückversetzt fühlt. Es ist eine Hommage an Herzblatt, die beste Datingshow der Welt, auch wenn das Konzept natürlich ein ganz anderes ist.« 

»Ich glaube, man sollte sich immer fragen: Warum will ich einen Podcast machen? Mache ich den Podcast, weil ich einen Podcast will? Dann weiß ich nicht, ob der so viel Erfolg haben wird. Wenn man aber eine explizite Idee hat, eine, die es auf dem Markt noch nicht gibt, dann geht es schon mal in eine gute Richtung.« 

»Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem die Menschen wieder das wollen, was wir aus dem linearen Fernsehen kennen, nämlich Konzepte und Formate. Wir wollen ein bisschen mehr Struktur drin haben und Geschichten hören.« 

»Man muss während der Aufnahme krass aufpassen, dass man die Menschen, mit denen man zusammen aufnimmt, auffängt. Wenn du da Menschen hast, für die Podcasting neu ist, dann musst du auch neu lernen zu moderieren. Das ist auf jeden Fall ein Learning gewesen, dass man da ganz anders rangehen und sensibel sein muss.« 

»Wie können wir jemanden, der noch nie vor’m Mikro saß, eine Tonqualität abluchsen, die für alle in Ordnung ist? Wir sind völlig überrascht, wie gut die Technik heutzutage eigentlich ist, wenn man einen einigermaßen aktuellen Laptop und ein Smartphone hat.«  

»Zuhause sieht man sie eh nicht. Sie können im Schlafanzug in ihrem Bett sitzen und ein Date haben. Das ist schon irgendwie cool. Genau diesen Vibe wollten wir aufgreifen. Wir möchten die Hemmschwelle mitzumachen, möglichst niedrig und den Wohlfühlfaktor umso größer halten. Du kannst du selbst sein, weil du eh in der Komfortzone bist.«

»Du darfst nie vergessen, dass das keine Profis sind, die dann vielleicht mega aufgeregt sind. Vielleicht ist man plötzlich nicht mehr so schlagfertig. Aber es ist auch Teil des Formats, dass man sich denkt: Guck mal, die wirkt einfach mega cool und mega schlagfertig und taff. Und jetzt sitzt sie hier und ist ganz klein mit Hut.« 

»Wir versuchen nicht jede Pause herauszuschneiden. Pausen sind wichtig bei diesem Format, weil es viele Fragen und Antworten gibt, wo die Pausen sehr viel über den Menschen verraten. Deswegen gibt es definitiv cringy Momente bei uns im Podcast, aber die sind wichtig. So ist ein Date halt.«  

»Franzi, die Redakteurin, macht die Vorauswahl, und guckt aufgrund der Facts, wer theoretisch zusammenpasst. Da gibt es dann meistens einen Pool an Konstellationen. Über die beraten wir uns dann im ganzen Team und diskutieren wild. Man fühlt sich auch verantwortlich, dass sich die Kandidat:innen verstehen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir das im Team machen und auch diskutieren.« 

Foto von Toyah Diebel: © Delia Baum


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Maren Papenbroock

Podcasts hören und darüber schreiben? Traumjob! Maren ist Redakteurin bei Podstars by OMR, ihre Texte sind auf dem Blog und im MIXDOWN-Newsletter zu lesen.

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