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Für unsere Rubrik »Vom Podcast gelernt« habe ich mit Solveig Gode und Michael Reinhardt von »Business Insider« gesprochen. Die beiden arbeiten zusammen am Podcast »Macht & Millionen«. Solveig spricht mit ihrem Kollegen Kayhan Özgenc alle zwei Wochen über die spektakulärsten Verbrechen und Skandale der deutschen Wirtschaft. Michael ist für die Produktion verantwortlich. Wirtschaft ist eigentlich nicht so mein Ding, aber durch »Macht & Millionen« habe ich zum ersten Mal den Cum Ex-Skandal richtig verstanden. Und wenn das jemand schafft, kann man von ihm bzw. ihr jede Menge lernen!
Das Interview ist zuerst in unserem Weekly Podcast-Newsletter MIXDOWN im April 2022 erschienen.
In unserem Weekly Podcast-Newsletter MIXDOWN gibt es eine etwas ungewöhnliche Interview-Rubrik. Für die habe ich mich von der Zeitschrift NEON inspirieren lassen (treue Leser:innen wissen natürlich, dass ich früher in der Online-Redaktion von NEON gearbeitet habe). Auf der letzten Seite war immer ein Interview mit einem Promi. Aber nicht mit Frage, Antwort, Frage Antwort. Sondern die besten Sätze aus dem Interview standen für sich. Die Rubrik hieß »Vom Leben gelernt«. Nur interviewe ich keine Promis sondern Leute hinter den Podcast-Kulissen, die Learnings aus ihren besonders erfolgreichen oder innovativen Formaten verraten. Jeder Satz soll für sich stehen. Deswegen heißt die die Rubrik »Vom Podcast gelernt«.
Solveig Gode und Michael Reinhardt
Gelernt vom Podcast »Macht & Millionen«
Michael: »Die Idee war: Wir wollen einen True Crime-Podcast mit Wirtschaftsfokus machen, den gibt es noch nicht so wirklich. Und haben dann relativ schnell losproduziert, einfach mal ins Blaue hinein mit dem Ziel, nach zehn Episoden 10.000 Abrufe zu haben. Also recht niedrig gesetzte Hürden.«
Michael: »Die erste Folge haben wir mit einem Monat Vorlauf produziert, also relativ sportlich.«
Solveig: »Ab der zweiten Staffel kam ich dann dazu als Moderatorin, weil Hannah Schwär den Job gewechselt hat. Die Reaktionen aus der Community waren super positiv. Da haben echt ganz viele gesagt: ›Klar, wir vermissen Hannah. Aber herzlich willkommen Solveig, schön, dass du da bist.‹ Natürlich hatte ich am Anfang auch ein bisschen Respekt, weil gerade im Podcast ist es ja so persönlich und ich hatte Sorge, dass sich die Hörer:innen vielleicht schon sehr an Hannah gewöhnt hatten und mich dann nicht aufnehmen. Und seitdem haben wir erst so richtig stark dieses Community Management aufgebaut.«
Michael: »Solveig, Kayhan und ich beantworten alle Nachrichten bei Instagram und per E-Mail wirklich selbst.«
Solveig: »Unser Kernteam für Vorbereitung, Aufnahme und Schnitt besteht nur aus uns dreien: Michael, Kayhan und ich.«
Solveig: »Wir recherchieren echt tagelang. Wir können aber auch auf unser Archiv bei Axel Springer zurückgreifen. Da bestelle ich dann Recherchematerial, also alle möglichen Artikel, die es zu dem Thema gibt: Artikel, Videos, Podcasts, Gerichtsdokumente, alles was man finden kann.«
Solveig: »Eine Timeline ist auch sehr wichtig, an der man sich chronologisch entlang hangeln kann. Und dann schreiben wir einen Fahrplan. Das mach meistens ich mittlerweile. Es ist alles sehr dynamisch und der Fahrplan ist so eine Art Rahmen, denn alles skripten wir nicht. Danach gehen wir meistens schon in die Aufnahme.«
Michael: »Die Dramaturgie legen wir vorher fest. Wir versuchen auch immer O-Töne mit einfließen zu lassen, was schwierig ist, weil die rechtliche Rahmensituation noch nicht richtig geklärt ist, wie das Zitatrecht im Podcast ist. Wenn wir wirklich nichts finden, dann lösen wir es in der Regel darüber, dass wir Passagen aus Artikeln oder Dokumenten einlesen.«
Solveig: »Wir produzieren vor, immer so drei, vier Folgen. Wir sind der Folge, die veröffentlicht wird, immer ein paar Folgen voraus. Das ist auch in Zukunft der Plan, damit wir nicht so viel unter Zeitdruck geraten. Manchmal sitzen wir schon mal ein bisschen in der groben Recherche für das nächste Thema. Aber eigentlich versuchen wir immer eine Folge abgeschlossen zu sehen und dann an die nächste zu gehen, weil sonst ist man auch total verwirrt.«
Solveig: »Wir versuchen immer, weibliche Täterinnen zu finden. Aber das ist gar nicht so einfach, weil es nicht so viele Wirtschafts-Straftäterinnen gibt. Aber das ist zum Beispiel ein Kriterium.«
Michael: »Wir konzentrieren uns auf deutsche oder deutschsprachige Fälle. Wir kriegen ganz oft die Anfrage, ob wir nicht Elizabeth Holmes und Theranos machen können. Und da müssen wir einfach sagen: Vielleicht machen wir mal eine internationale Staffel, aber das ist eigentlich zu weit weg.«
Solveig: »Ein Kriterium für uns ist auch, dass es eine super spannende Persönlichkeit ist. Daran kann man solche Fälle schön erzählen.«
Michael: »Wir haben einen ganz krassen Erwartungshorizont von der Community. Wenn die Folge nicht um 20 Uhr online ist, dann kommen sofort die Nachfragen.«
Solveig: »Ich bin am besten, wenn ich mich sicher fühle. Das ist das größte Learning für mich gewesen. Ich funktioniere gut mit eher mehr Notizen. Und ich muss wirklich ganz tief in diesem Fall stecken.«
Solveig: »Für mich ist es die größte Herausforderung, den Podcast neben meiner täglichen Arbeit als Redakteurin zu koordinieren.«
Michael: »Es ist auch ein gewisser Erwartungsdruck da, spannende Geschichten abzuliefern, die nicht jeder andere schon gemacht hat. Und der wird immer stärker.«
Solveig: »Das Interessante entsteht im Gespräch, wenn vielleicht auch mal eine unerwartete Frage kommt oder noch ein unerwarteter Fakt, den der andere gelesen hat. Ich finde gerade diese Zweier-Dynamik zwischen Kayhan und mir vor dem Mikro macht es super spannend und spaßig.«
Solveig: »Wir posten jedes Mal ein Video auf Instagram, wenn eine Folge rauskommt. Und wir versuchen uns immer kleine Challenges und sowas für zwischendurch zu überlegen.«
Solveig: »Wir sind kein klassischer True Crime-Podcast, deswegen sehe ich uns gar nicht in Konkurrenz mit anderen Formaten. Jetzt gibt es natürlich nach und nach immer mehr Formate, die auch Wirtschaftskriminalität behandeln, die fokussieren sich aber meistens auf eine Recherche oder einen Fall und erzählen den über mehrere Folgen.«
Michael: »Wirtschaft spannend zu machen – das ist unser Ansporn.«
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