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Kais Harrabi schrieb vor einigen Wochen einen so bemerkenswerten wie empfehlenswerten FAZ-Plus-Artikel über die Frage: »Wo sind eigentlich die guten Koch-Podcasts?«
Mit »Lecker Mittach!« von den Pool Artists gibt es nun einen Podcast in Deutschland, wo eine Stunde lang in bester Kochshow-Manier ins Mikrofon gekocht wird, während in bester WG-Küchen-Atmosphäre gequatscht wird. Für jemanden wie mich, der zwischenzeitlich über definitiv zu viele Kochshows im linearen Fernsehen zappte, war es dennoch verwunderlich. Warum ist da vorher noch niemand darauf gekommen?
Auch Kollege Harrabi bemerkt, dass vergleichbare Podcasts rar gesät sind – bzw. bereits wieder eingestellt wurden, wie z. B. »Der Küchenchef serviert« von der Zeitschrift »Essen & Trinken«. Ein Grund dürfte sein, dass sich beim Essen und vor allem seinen Nebengeräuschen im Podcast die Geister scheiden. Die einen finden es authentisch. Andere beschweren sich, wenn zum Beispiel im ZEIT-Podcast »Alles gesagt« die Hosts Jochen Wegener und Christoph Amend mit allem Gekaue und Geklimper auftischen, damit die teilweise achtstündigen Gespräche nicht zum Intervallfasten werden.
Also: Funktioniert das, eine Kochshow als Podcast? Oder besser: Wie schmeckt »Lecker Mittach!« mit Axel »Aki« Bosse?
Wer erinnert sich noch an die Sendung »alfredissimo!«? Der Genussmensch, Talkmaster, Hobby-Koch und -Sommelier Alfred Biolek, der leider im letzten Jahr verstarb, empfing dort zwischen 1994 und 2007 die Menschen, die ihn aufrichtig interessierten, und, wie es manchmal schien, mit denen er sich schon immer mal eine Flasche Wein zu Gemüte führen wollte. In einer guten deutschen Küche wie bei Omma wurde im besten Sinne zu einer halben Stunde Daydrinking à la Dolce Vita geladen. Dazu wurde geschnippelt, gebrutzelt und gekocht, über das Leben gesprochen und am Ende gegessen. Das war Fernsehen der alten Bundesrepublik im besten und schönsten Sinne, das zum Nachkochen animieren sollte. Einige Folgen gibt es bis heute noch auf Youtube. »alfredissimo!« war eher Genuss- bzw. Genießersendung als Kochshow. Die Erklärungen zur Zubereitung fielen eher kurz aus, der Small Talk dafür lang. Zumal Biolek keinen Anspruch auf Professionalität, dafür aber auf Authentizität erhob.
So ist »Lecker Mittach!« für mich eher ein Genießerpodcast und weniger ein Kochpodcast. Ganz im Geiste eines Biolek versucht Aki Bosse die Hörer*innen zusammen mit seinen Gäst*innen an den Tisch zu bekommen – oder besser an die Kücheninsel. Denn hier ist die Atmosphäre eher Wohnküche als Showküche. Gekocht wird aber nicht beim Host daheim, wie es Biolek zu Beginn pflegte. Das ist beim Podcast noch unwichtiger als im Fernsehen: Das Gespräch steht wie bei »alfredissimo!« im Vordergrund und nur ganz »nebenbei wird geschnippelt, gebrutzelt und gekocht« (Bosse).
Diese Formate kommen ohne Show aus, sodass sie auch nicht als solche eingestuft werden sollten. Echte Kochshows, wie sie seit »alfredissimo!« zuhauf produziert wurden, lebten vom Geltungsdrang like a Henssler. Bei »Kerners Köche« bzw. »Lanz kocht« standen z. B. immer vier bzw. fünf mit Sternen dekorierte Labertaschen am Herd. Diese Formate brauchten einen Showmaster, der das oft biodeutsche Publikum zum Mitraunen animierte, wenn die Schweinelende angeschnitten ein saftiges Rosa preisgab.
Bei Biolek war man unter sich. Bosse greift das auf, nur ohne Kamera. Was kein Spektakel auf einem Bildschirm braucht, das taugt doch sicher auch als Podcast, oder?
Wer zuhört, ist eingeladen, mitzukochen, oder auch nicht. Wie Bosse im Gespräch mit Matze Hielscher sinngemäß sagt: Vielleicht hört auch gerade jemand im LKW fahrend zu und holt sich gleich ’ne fettige Bulette aus diesen verdächtig kondensierenden Behältern an der Raststätte. Andere sitzen nur mit einem Glas Wein oder einem Milchkaffee daheim und lauschen dem Gespräch und dem Wurschteln in der Küche. Die Magie von Podcasts, so simpel in der Rezeptur: Schalt ein, wann du willst, lass dich berieseln, tu nebenher, was du tun willst oder musst – oder mach sogar mit.
»Lecker Mittach!« ist ein Talk-Format im ursprünglichsten Sinne, wie es vom Setting her gut in den »Dritten Programmen« laufen könnte. Im Sound und der Gesprächsdynamik dürfte es aber ein wesentlich breiteres Publikum ansprechen. Das Zischen und Britzeln von Fett in der Pfanne und das Schrabben von der Gemüsereibe ist erstmal ungewohnt für einen Podcast, dafür eine umso vertrautere Umgebung für alle, die sich mit Freunden schon mal zum Kochen verabredet haben.
Laberpodcast mit Küchensound? »Lecker Mittach!« ist bemüht, mehr zu bieten und bindet zwischendrin relativ unerwartet kleine Info-Blöcke ein, in denen Bosse zum Beispiel einmal Brazilian Jiu-Jitsu erklärt, was er eine Zeit lang praktizierte. Ein andermal erklärt er, wie die alten Ägypter Thymian für die Mumifizierung verwendeten. Jeder Programmdirektor bei SWR & Co. wäre begeistert und bei wachsendem Anspruch an den Mehrwert von Podcasts ist das sicher nicht verkehrt gedacht. Noch wirken diese Blöcke aber eher erzwungen, konstruiert, um dem Gespräch Luft zu verschaffen.
Nicht schlecht gedacht, aber Bosse ist kein Erklärbär. Das fällt nur erstaunlich wenig auf und ins Gewicht, macht er sich nämlich gar nicht schlecht als Talker. Das hätten dem Musiker wahrscheinlich nur wenige zugetraut, verdient aber umso mehr Würdigung.
Wo das fehlende erklärende Talent von Aki Bosse aber schwerer wiegt: beim Kochen bzw. Mitkochen. Gerade weil die visuelle Ebene fehlt, müsste Bosse die Zuhörer*innen noch enger am Schürzenzipfel greifen und durch die Arbeitsschritte lotsen. Schon in Folge 1 wird schnell klar: Das mit dem Multitasking zwischen Labern, Kochen und Erklären ist im Audio-Format zugegeben sehr knifflig. Ohne visuelle Ebene fällt so bei »Lecker Mittach!« aber mindestens eines davon auf den Küchenboden.
Über weite Strecken steht das Gespräch im Mittelpunkt, dann wieder für wenige Minuten das Kochen und die einzelnen Handgriffe. Diese gehen aber im Laufe der einstündigen Episoden im Geräusch- und Ereignispegel unter, sodass wirkliches Mit- und Nachkochen aus meiner Sicht bisher eher theoretisch bleibt, sofern man nicht die Zutatenliste von Bosses Instagram-Kanal abschreibt und ein großes Vorstellungsvermögen mitbringt.
Der Podcast muss hier noch mehr Kochbuch werden. Die Frage ist: Will Bosse das auch? Oder opfert er das unbewusst zugunsten der Authentizität? Bosse ist ganz Musiker und trifft den Ton für die Bühne, auf der er steht. Gekocht wird aus dem Handgelenk und nach Gefühl, denn es scheint ihm wichtiger zu sein, dass Gast und Zuhörer*innen sich wohlfühlen.
Mit diesen Zutaten funktioniert der Podcast sehr gut, mit ein paar Handgriffen mehr vielleicht auch bald das Mitmachen. Bis jetzt bleibt das Kochen eher Grundrauschen. Wie bei »alfredissimo!« ist das aber nicht weiter tragisch. Host und Setting tragen »Lecker Mittach!« bis auf den Teller, denn am Ende wird auch gegessen. Ein wirklich reines Koch-Format ist »Lecker Mittach!« also nicht – und dennoch eine bisher alleinstehende Bereicherung unter den Talkformaten, weil es weiß, die simple Rezeptur eines Podcasts zu verfeinern.
Fürs Mitkochen fehlt mir vielleicht einfach das Vorstellungsvermögen. Hat jemand von euch es mal ausprobiert? Lasst es mich wissen. Und sonst: Einfach reinhören und schmecken lassen!
Foto von Bosse: © Bosse
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