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Wie oft ich schon einen Interview-Podcast gehört hab, und als ich das Gefühl hatte, jetzt wird’s so richtig interessant, ist Schluss. Klar, bei vielen Formaten macht es Sinn, dass die Zeit limitiert ist, weil man so viele Informationen auf einmal nicht verarbeiten kann. Zum Beispiel bei Expert:innen-Interviews. Aber bei einem Gespräch zwischen zwei oder drei oder vier Menschen, die mir sympathisch sind, könnte ich stundenlang zuhören. Ausleben kann ich das leider nur beim »ZEIT«-Podcast »Alles gesagt?«. Der endet nämlich erst, wenn der Gast oder die Gästin ein vorher abgesprochenes Codewort sagt. Und das passiert manchmal erst nach achteinhalb Stunden.
Aber wie schafft man es, ein so langes Interview zu führen und vor allem: Wie bereitet man sich darauf vor? Das habe ich »ZEIT ONLINE«-Chefredakteur Jochen Wegner gefragt. Zusammen mit seinem Kollegen Christoph Amend, Editorial Director des »ZEIT Magazin«, hostet er den unendlichen Interview-Podcast seit 2018. Für ihn immer noch unglaublich, wie er mir im Interview verraten hat. Denn die beiden dachten, nach vier, fünf Folgen würde sowieso niemand mehr zuhören wollen. Fast vier Jahre später haben sie über eine Woche Sendematerial veröffentlicht. Noch mehr Insights erwarten euch heute in unserer Newsletter-Rubrik »Vom Podcast gelernt«.
Im Weekly gibt es eine etwas ungewöhnliche Interview-Rubrik. Für die habe ich mich von der Zeitschrift NEON inspirieren lassen (treue Leser:innen wissen natürlich, dass ich früher in der Online-Redaktion von NEON gearbeitet habe). Auf der letzten Seite war immer ein Interview mit einem Promi. Aber nicht mit Frage, Antwort, Frage, Antwort. Sondern die besten Sätze aus dem Interview standen für sich. Die Rubrik hieß »Vom Leben gelernt«. Nur interviewe ich keine Promis, sondern Leute hinter den Podcast-Kulissen, die Learnings aus ihren besonders erfolgreichen oder innovativen Formaten verraten. Jeder Satz soll für sich stehen. Deswegen heißt die Rubrik »Vom Podcast gelernt«.
Jochen Wegner, Chefredakteur von »ZEIT ONLINE«
Gelernt vom Podcast »Alles gesagt?«
»Der Podcast ist entstanden, weil Christoph und ich unabhängig voneinander immer rumgekickt haben mit der Idee: Muss man das Interview nicht nochmal neu denken?«
»Bei einem Italiener und einer Flasche Wein entwickelten wir beide die Idee von einem unendlichen Interview, das nur der Gast beenden kann. Aber wir dachten ehrlich gesagt, das versteht eh keiner, niemand will als Gast kommen und vor allem hört das keiner an. Wir dachten aber: Macht ja nix. Wir finden es interessant und wollen mal sehen, was passiert.«
»Schon damals haben wir überlegt, was geschieht, wenn ein Gast einfach nicht aufhört. Vielleicht redet der drei Tage. Also haben wir abgemacht, wir würden dann in Schichten schlafen. Das ist bis heute unser Notfallplan: Einer legt sich hin, der andere macht weiter.«
»Inzwischen haben wir eine kleine Redaktion. Wir haben jemanden, der nur dafür zuständig ist, Gäste anzufragen, die Termine zu vereinbaren und das Essen für sie zu organisieren. Und es gibt eine Rechercheurin und einen Rechercheur, die die gesamte Vorbereitung machen, alles für uns lesen, weil wir sonst zusammenbrechen würden.«
»Das Gute ist, wenn man zu zweit ist, man kann auch mal entspannen. Wenn man alleine Interviews macht, kann man sich nie mal zurücklehnen und es laufen lassen.«
»Wir wissen nicht, wie sich der andere auf das Interview vorbereitet und sprechen auch nicht darüber. Ich habe mein System, wie ich das mache, und Christoph hat ein anderes. Und jeder hat seinen eigenen Rechercheur, bzw. Rechercheurin, mit denen wir jeweils eine symbiotische Beziehung haben. Das einzige, was wir vor dem Gespräch absprechen, ist: Wer fängt an? Wir versuchen oft, mit einem aktuellen Thema einzusteigen.«
»Es ist eigentlich ganz fürchterlich, ein Interview zu zweit zu führen – und es wird nur dann gut, wenn man sich entspannt. Es kam vor allem am Anfang vor, dass wir uns gegenseitig in die Fragen reingegrätscht sind. Oder man hat einen großen Bogen im Kopf, wo man hin will, und dann biegt der andere völlig anders ab. In dem Moment, wo ich gelernt habe, dass es eigentlich kein Bug ist, sondern ein Feature, war es gut.«
»Ich habe meist über 100 Seiten Google Doc mit Fragen und den dazu gehörenden Quellen und Kontexten. Das ist wirklich viel Material. Trotzdem habe ich noch einen Notizblock, auf dem ich mir aufschreibe, bei welchem Thema wir ausgestiegen sind, wo ich aber nochmal reinwollte.«
»Wenn einer von uns einen Gästevorschlag hat und der andere nicht so begeistert ist, ist er schon raus, weil wir so viel Zeit mit unserem Gast verbringen. Beide müssen sich auf ein interessantes Gespräch freuen können. Sonst geht’s schief.«
»Wir machen keine Interviews. Das ist etwas anderes. Wir wissen nicht, was das ist. In vielerlei Hinsicht brechen wir aus dieser strengen journalistischen Form aus, indem wir zum Beispiel dramaturgisch Wein einschenken, bewusst oder unterbewusst abschweifen, uns verquatschen. Wir erzählen auch Dinge aus unserem Privatleben. Das ist sehr hilfreich, wenn man möchte, dass das Gegenüber Vertrauen fasst. Die müssen sehen: Okay, die machen sich jetzt auch nackig. Ein Gespräch mit Günter Jauch über den Glauben zum Beispiel kann man nur führen, wenn man bereit ist, über den eigenen Glauben zu sprechen.«
»Wir fragen an manchen Stellen auch hart nach, wie es dem klassischen journalistischen Interview entspricht. Da lassen wir uns trotzdem Zeit. Manchmal brauchen wir stundenlange Anläufe, bis wir zum Beispiel zu den wirklich schwierigen Fragen kommen. Wir wollen erstmal ein gutes Gespräch haben. Die Leute vertrauen uns, wir vertrauen denen. Das ist kein wirkliches Interview, sondern eher ein Gespräch.«
»Wir schneiden inhaltlich eigentlich nie, außer die Gäste wollen das, was sie nur sehr selten wollen. Der meiste Produktionsaufwand geht in die Akustik. Ich als Laie habe zu Anfang unterschätzt, wie wichtig diese Detailarbeit ist. Die Produktionsfirma braucht zum Teil Wochen, um den Podcast zu finalisieren.«
»Das Schöne ist auch, dass wir bei unserer Produzentin Maria Lorenz-Bokelberg im Wohnzimmer aufnehmen. Wenn die Gäste reinkommen, reagieren sie immer auf die Wohnung, dass es aussieht wie in so einer Altbau-WG in Berlin – und entspannen sofort. Unser Lieblingsbeispiel war Katarina Barley. Die kommt rein, setzt sich, schaut sich um und zieht erstmal die Schuhe aus. Eine Ministerin in komplett entspannter Grundhaltung, das konnte nur gut werden.«
»Das Wohnzimmer ist eigentlich nicht der beste Raum, um ein Gespräch aufzunehmen. Weil wir an einem Tisch sitzen und keine Kopfhörer haben, muss nach hinten raus sehr viel an der Aufnahme gearbeitet werden. Aber das ist das Investment in die Atmosphäre. Wenn wir Kopfhörer aufhätten, würden es ganz andere Gespräche werden.«
Foto von Jochen Wegner: © Andreas Chudowski für »ZEIT ONLINE«
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