15.07.2022
Maximilian Lembke

Bettina Rust: »Ich wünsche mir, dass sich die Hörer*innen in meinen Gast verlieben«

Interview mit Bettina Rust, über ihre Podcasts, ihr aktuelles Buchprojekt und ihren größten Berufswunsch.

Der Sound von Stimmen fasziniert mich. Ich erinnere mich noch genau an die Stimmen aus den Morning Shows im Radio, die damals vor der Schule zum Frühstück liefen. Genauso habe ich noch viele Sportkommenator*innen im Ohr. Oder wie Otfried Preußler mir und vielen anderen Kindern auf einer Hörspiel-Kassette seine wohl schaurig-schönste Geschichte »Krabat« vorlas. Da muss es begonnen haben, dass ich ganz genau hinhöre, wie eine Stimme eingesetzt wird und welche Stimmung sie erzeugen kann. Es dauerte aber bis ich anfing, Podcasts zu hören, dass ich auf Bettina Rust aufmerksam wurde.

Bettinas Stimme ist aus meiner Sicht wie fürs Mikrofon gemacht. Sie begann ihre Karriere beim Radio, arbeitete auch fürs Fernsehen, und seit nunmehr zwanzig Jahren (!) moderiert sie die »Hörbar Rust« auf Radio Eins. Nur wenige Jahre später, und quasi zur Geburt des Mediums, begann Radio Eins, die »Hörbar« auch als Podcast zu veröffentlichen. Die Musik ist der rote Faden eines jeden Gesprächs: Entlang von acht Songs spricht Bettina mit ihren prominenten Gästen über die großen und kleinen Geschichten des Lebens. Seit 2020 produziert sie zudem gemeinsam mit Studio Bummens den Interview-Podcast »Toast Hawaii«, wo sie ihre Gäste über die Themen Essen und Genuss von einer ganz anderen Seite dem Publikum vorstellt. 

Wer in die Podcasts reinhört, wird schnell merken: Bettina ist keine klassische Interviewerin, sie ist Gastgeberin im besten Sinne. So wollte ich mir für unser Gespräch etwas abschauen, und ein Thema wählen, zu dem wir beide ein besonderes Verhältnis pflegen: die Stimme. Wir sprachen über die Arbeit mit der eigenen Stimme und ihren »größten Traum«, über ihre Podcasts, über ihr aktuelles Buchprojekt und was sie anderen Podcast-Host*innen mit auf den Weg gibt. Und tatsächlich: Es wurde nicht nur ein langes Gespräch, es wurde wohl eines der schönsten und lustigsten, das ich bisher führen durfte. 

Aus diesem Grund folge ich Bettinas Worten und wünsche mir, dass ihr euch jetzt beim Lesen – und sei es nur für den Moment – in Bettina verliebt. 

Interview mit Bettina Rust

Ich wollte dieses Interview unbedingt führen, weil ich bei »Apokalypse und Filterkaffee« erstmals auf dich und deine Stimme aufmerksam wurde. Dort sprichst du die Rubriken und ich begeistere mich ungemein für den Sound von Stimmen. Deine Stimme ist wirklich im besten Sinne eine Radio-Stimme. Dort hast du deine Karriere begonnen. Hast du damals schon eine ähnliche Rückmeldung bekommen, dass du unbedingt Audio bzw. Radio machen musst?

Bettina: Ich habe auf meine Stimme immer schon sehr positives Feedback bekommen, aber ohne das Radio wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen, sie beruflich zu nutzen. Für meine Arbeit habe ich mir vor zweieinhalb Jahren, als es mit Corona losging, ein schickes und qualitativ hochwertiges Studio eingerichtet. Neben meinen Podcasts arbeite ich ja auch weiterhin gerne als Sprecherin. Als ich meine Fernsehsendungen hatte, fehlte mir dafür oft die Zeit. Dabei liebe ich es!

Was machst du aktuell noch als Sprecherin?  

Bettina: Hier mal einen Image-Film, da eine Reportage. Ich hatte das bewusst heruntergefahren, weil mir die Zeit fehlte. Jetzt, mit dem Studio, möchte ich es wieder hochfahren. Ich wünsche mir Sendungen oder Programme, die ich vertonen kann. Gut, dass wir drüber sprechen [lacht]. Und für Mickys Podcast [»Apokalypse & Filterkaffee«, Anm. d. Red.] ist es mir wirklich eine Ehre, das mache ich sehr gerne. Es macht so viel Spaß, mit der Stimme zu arbeiten, dabei können richtig tolle Sachen entstehen. Ich frage mich allerdings seit zwanzig, dreißig Jahren, warum Radio-Werbung oft so lärmend und unsensibel daherkommt. Ich drehe meistens reflexhaft den Ton ab. Es quält mich.  

Hast du über Hörbücher nachgedacht? Das wäre ein Format, um seine Stimme schön einzusetzen.

Bettina: Ja, finde ich auch. Ich wurde ein paarmal angesprochen, aber die Bedingungen lauteten: hohes Tempo, unangenehmes Studio und sehr schlechte Bezahlung. Das hätte sich für mich überhaupt nicht gelohnt. Ich bin in der Regel sehr schnell, aber dann muss der Rest stimmen. Ich werde mich dem nicht verschließen. Wenn etwas Reizvolles oder Lustiges kommt, schaue ich mir das an. Gerade neulich sprach ich in der »Hörbar Rust« mit dem Regisseur Jan Georg Schütte darüber: Vieles steht und fällt mit der Ton-Regie. 

Im Sinne von: drei Sekunden – Schnitt, drei Sekunden – Schnitt?

Bettina: Ja, aber auch im Sinne der Aussprache. Das Überakzentuieren. Oft hast du Schauspieler*innen der alten Schule in der Regie sitzen, die das so gelernt haben. [Mit starker Überbetonung] In-einem-Dialog-spricht-man-einfach-nicht-so. Man fällt sich mal ins Wort oder lässt etwas aus. Wenn ich Menschen so geschliffen und realitätsfern reden höre, kann ich mich nicht mehr auf die Inhalte konzentrieren. Kannst du das nachvollziehen? 

Kann ich absolut nachvollziehen. Ich verstehe manchmal das Casting nicht: Es gibt so viele Schauspieler*innen, die einfach und ohne großen Schnickschnack erzählen können. Eine Erzähler*innenstimme mit diesem weichen Grundton, wie du auch eine hast, ist etwas so Besonderes, weil keine Akzentuierung gebraucht wird. Allein durch die Stimme fließt der Text in einem Guss runter. Es wird erzählt, bei anderen hört man hingegen, dass versucht wird, vorzulesen. 

Bettina: Das ist ein wirklich schönes Kompliment.

Trainierst du deine Stimme eigentlich? 

Bettina: Nein. Als ich beim damaligen Sender PREMIERE anfing, Fernsehen zu machen, war das eine irre innovative Zeit. Da wurde für Produktionen sehr viel Geld in die Hand genommen: Für das Format »SHOWBIZ« wurde ich mit einem riesengroßen Kamerateam nach Wien geflogen, um den Maler Friedensreich Hundertwasser zu begleiten. Drei Tage für ein halbstündiges Format. Irre! Man stellte mir damals eine Stimmtrainerin an die Seite, eine Professorin für Gesang und Sprache. Alle Moderator*innen bekamen diesen Unterricht. Wir verstanden uns gut, aber nach der ersten Stunde merkte ich: Das ist nichts für mich. Also machten wir einen Deal: Ich kam weiterhin jede Woche zu ihr, wir saßen zusammen, tranken Kaffee und sie wurde bezahlt. Ich konnte diese innere Sperre nicht überwinden: Atmen und Betonung neu zu lernen, mit Techniken dieser Art zu arbeiten. Das war so ein Trotz in mir. 

Wer sich mal Ausschreibungen beim Radio anschaut, der wird oft Dinge lesen wie: »Du musst eine gute Stimme haben.« Ähnliches höre ich nun immer öfter auch bei Podcasts: Für einen erfolgreichen Podcast müsse die Stimme als angenehm empfunden werden. Wird da für ein niedrigschwelliges Medium wie Podcast ein etwas zu hoher Anspruch gestellt? 

Bettina: Tja, schwer zu sagen. Ich höre nicht so viele Podcasts. Ganz selten höre ich mir mal in der Recherche einen meiner Gesprächspartner*innen im Podcast vorab an. Aber ganz subjektiv empfinde ich schöne Stimmen natürlich als angenehmer. Oder anders: Stimmen, die mir nicht zusagen – kann man oft nicht erklären, es ist wie mit Düften, die einem gefallen oder nicht – also, Stimmen die ich nicht mag, die will ich nicht hören. Die mache ich aus. Mir ist dabei aufgefallen: Frauen haben es auch in dieser Hinsicht schwerer. Man schaut genauer hin: »Die klingt aber hoch«, »Die klingt aber schrill«.

Ich habe großes Glück, aber viele andere Frauen werden eher kritisch beurteilt. Das Hörverhalten hat sich über so viele Jahrzehnte an Männerstimmen orientiert, da wird viel hingenommen oder es fällt sogar gar nicht auf. Um auf Deine Frage zurückzukommen: Vielleicht regelt das der Markt auch selbst. Und manchmal ist vielleicht der Inhalt so gut, dass man die Stimme ertragen muss. 

Was war so ein Beispiel, wo du bei einer Frauenstimme genauer hingehört hast?

Bettina: Ich bin gerade in der Selbstüberredungsphase in punkto Yoga. Ich sollte, es wäre besser. Also lud ich mir eine von Freundinnen als sehr gut bewertete App runter – und kam überhaupt nicht rein in den »Schlafenden Hund« samt Atmung, weil ich die Stimme dieser Frau als so unangenehm empfand. So künstlich. Für Yoga-Übungen möchte ich etwas Weiches, Frisches. Und jetzt kommen wir zur Hybris, zur totalen Vermessenheit: Ich habe versucht, mit dem Marketing dieser Firma Kontakt aufzunehmen, weil ich denen anbieten möchte, so eine Session mal zu vertonen – für lau. Sie sollen einfach gucken, ob sie ein positives Feedback darauf kriegen oder nicht. Wenn ja, dann können wir überlegen, ob wir zusammenarbeiten. Leider hat sich niemand auf meine Anfrage hin gemeldet. Ich verrate Dir jetzt aber meinen größten Traum: Ich möchte so gerne die Stimme eines Autos sein und die künstliche Intelligenz eines Autos sprechen. 

Das würde super passen! 

Bettina: [Imitiert die Stimme eines Virtual Assistent] Guten Morgen, schön, dass Sie da sind. Sie sehen gut aus. Wo soll’s denn hingehen? Bitten streiten sie nicht. [Spricht normal weiter] Ich bin nur darauf gekommen, weil ich mal von einer  Freundin gehört habe, dass es für sowas Castings gibt. Ich bekomme so etwas nie mit und müsste da organisierter sein. Ich will das so gerne machen. Das musst du unbedingt drinlassen! Herzliche Grüße an alle Caster*innen da draußen!

Haha, das bleibt drin, versprochen! Kommen wir zu deinen Podcasts: »Hörbar Rust«, der 2002 als Radio-Show startete, und »Toast Hawaii«. Wie wählst du deine Gäste aus? Du hast ja gerade schon angedeutet, wie du dafür recherchierst. 

Bettina: Bei der »Hörbar« arbeite ich schon lange und sehr gerne mit Meryem Celik zusammen. Wir sind ein eingespieltes Team und befinden uns in der luxuriösen  Lage, die interessantesten Gäste über die Agenturen und Managements angeboten zu bekommen. Das Format ist nach zwanzig Jahren eine kleine Marke geworden. Wir haben inzwischen ein ziemlich feinmaschiges Netzwerk. Und wenn ich  zwischendurch von einer interessanten Person höre oder lese, dann bitte ich Meryem zu akquirieren. Zudem begegnen mir auf meinem Insta-Account viele Menschen, die ganz, ganz toll und unglaublich interessant sind. Die konnte ich in die Sendung einladen und war ganz happy.

Und bei »Toast Hawaii« – da sind wir mittlerweile schon am Ende der siebten Staffel und damit kurz vor der Sommerpause, Wahnsinn – arbeite ich bei der Produktionsfirma Studio Bummens mit der sehr inspirierenden und nervenstarken Redakteurin Wiebke Holtermann zusammen. Sehr, sehr viele Gespräche konnte ich da aus meinen privaten Kontakten organisieren. Wenn ich mit Gästen eine tolle »Hörbar« hatte, bin ich mit vielen in Kontakt geblieben oder bin mittlerweile befreundet und die meisten haben auch Lust, bei »Toast Hawaii« mitzumachen. Vorausgesetzt natürlich, sie haben eine gewisse Affinität zum Thema Essen. 

Du sagtest es bereits: Die »Hörbar« ist seit zwanzig Jahren im Radio und schon seit 2006 als Podcast zu hören. 2008 gab’s dafür den European Podcast Award. »Toast Hawaii« gibt es seit Ende 2020. Wie unterscheidet sich die Arbeit an den Formaten?

Bettina: Die Gespräche für »Toast Hawaii« sind wie ein Picknick im Studio. Das Thema Essen dient wie ein kleines Vehikel, mit dem man nochmal an den Bildern des Lebens vorbeifährt. Ich setze auf den Flow und es gibt ein paar Rubriken, so nenne ich es jetzt mal. Da bereite ich mich kaum vor, was wahnsinnig angenehm ist. Daraus ergeben sich vielleicht anderthalb Stunden Rohmaterial, aus denen Wiebke dann eine Episode schneidet, die mal kürzer, mal länger ist, je nachdem. Wie vorhin schon erwähnt: Die Leute kommen zu mir, sowohl für die »Hörbar« als auch für »Toast Hawaii«, ganz selten gehe ich mal ins Bummens-Studio für eine Remote-Folge. Für die »Hörbar« ist es ein größerer Vorlauf, weil ich mich ein, zwei Tage vorbereite und alles über meinen Gast lese, was ich finden kann. 

Im Radio sind ja immer Nachrichten, der Wetterbericht oder Musik zwischengeschaltet. Da stelle ich mir vor, dass du als Interviewerin den Ball für die Hörer*innen immer wieder neu aufnehmen musst. Inwieweit gestaltet das deine Interviewführung bei der »Hörbar« anders als im reinen Podcast »Toast Hawaii«?

Bettina: Das Gerüst der »Hörbar« ist fix: 2 Stunden, 1 Gast, 8 Songs, die für sie oder ihn von Bedeutung sind. Mal gibt’s dazu lange Geschichten, mal sind sie kurz. Das ist wirklich schön mit den Songs zwischendurch. Aber auch wenn ich die Parts zwischen den Liedern zeitlich flexibel halten kann, irgendwann muss der nächste Song gespielt werden, selbst dann, wenn man gerade sehr tief in einem Thema herumschwimmt. Heißt: Wir werden eh ständig unterbrochen, wenn man so will. 

Wie läuft dieser Vorlauf zur Sendung ab? Wenn ihr die Songliste vor der Sendung besprecht und festlegt, worauf achtest Du dann besonders?

Bettina: Ich nehme keinen Einfluss auf die Auswahl der Songs. Meryem wird die Liste vom Gast zugeschickt, sie kümmert sich darum, dass alles da ist und gespielt werden kann. Manchmal muss das Archiv die Songs vorher noch raussuchen. Im »Hörbar«-Podcast werden die Lieder ja nur angespielt, aber als Radio-Sendung füllen wir zwei Stunden mit Musik und Gespräch. Früher habe ich pro Sendung noch vier eigene Songs beigesteuert, heute sind es zwei. Die wähle ich nach Lust und Laune aus.

Im Radio bietet sich das Thema Musik und eine Playlist sehr gut als Leitfaden für ein Gespräch an. Für den Podcast »Toast Hawaii« hast du nun das Thema Essen als Ankerpunkt für das Interview genommen. Wie bist du darauf gekommen? 

Bettina: Die »Hörbar Rust« geht auf Volker Wieprecht und Robert Skuppin, die Gründer von Radio Eins, zurück. Es gab und gibt ein paar ähnliche oder sogar identische Formate im Radio, ist ja eine schöne Idee. »Toast Hawaii« entstand in meinem Kopf ursprünglich mal als Buch-Idee: Ich wollte meine doch sehr unterschiedlichen Gesprächspartner*innen über das Essen und den Genuss porträtieren. Ich esse für mein Leben gerne und rede mit Freude darüber.

Ich mag es, wenn Leute genießen können, wenn sie glückliche Geräusche machen, beim ersten und beim zweiten Bissen. Wenn sie irgendwas riechen und sagen: »Ich weiß, wie das schmeckt, ist das toll, hier, probier mal!« Essen macht Spaß und die meisten von uns leben in der privilegierten Situation, in den Supermarkt gehen zu können und sich zu überlegen: »Worauf habe ich Appetit, was kaufe und was koche ich?« Das ist – weltweit gesehen – mehr als unüblich und zukünftig ändert sich auch bei uns einiges, das wird sich nicht vermeiden lassen.

Nun, die Idee für das Buch war da und mir wurde klar: Es wäre ja total verschenkt, die Interviews nicht auch auditiv zu nutzen. Mache ich daraus doch einen Podcast. Ich habe ein eigenes Studio, ich habe meine eigenen Kontakte – let’s go! Und jetzt wo ich ein paar Interviews gesammelt habe, mache ich daraus ein richtig schönes Buch. Das kommt, spätestens im Winter. Mit einem Verlag habe ich mich jetzt auf 12 Interviews verständigt, die ich gerade redigiert habe. 

Gibt es schon einen Titel? 

Bettina: »Das Essen meines Lebens«. Jede*r der zwölf Gesprächspartner*innen bekommt ein Kapitel mit einem Selfie-Food-Foto und einem persönlichen Rezept. Da freue ich mich total drauf! Allein schon die Bilder sind so klasse geworden. Anke Engelke, Iris Berben, Henry Hübchen, Olli Schulz, Barbara Schöneberger, Sebastian Fitzek – es sind wirklich lustige und schlaue Leute dabei. Das sollte auf jeden Fall in Serie gehen. Und es ist das ideale Geschenk, wenn man zum Essen eingeladen wird und nicht so genau weiß: Bringe ich wieder Blumen mit oder eine Flasche Wein? Oder ein Buch? Richtig. Ein Buch. Dieses Buch. »Das Essen meines Lebens«. 

Welche Gedanken machst du dir sonst zu deiner beruflichen Zukunft? Kannst du dir vorstellen wieder zum Fernsehen zu gehen? Oder gehst du aktuell voll im Audio auf? 

Bettina: Ich finde es interessant, wenn mich Leute fragen, »kannst du dir vorstellen, wieder Fernsehen zu machen?«. Zumal das ja erstmal überhaupt nichts über die Arbeit an sich aussagt oder über etwaige Inhalte. Springe ich vor Kameras in Schokoladenpudding-Bassins, rede ich über das Wetter, moderiere ich eine Sendung über entflogene Vögel? Das Medium per se kenne ich, ich habe viel und oft vor der Kamera gearbeitet. Der größte Vorteil liegt meines Erachtens in der höheren Bezahlung und darin, dass die dann größere Bekanntheit wiederum lukrative Moderationsjobs jenseits der Kamera nach sich zieht.

Wenn ich so auf mein Berufsleben zurückblicke, kann ich nur sagen: Ich hätte es nicht besser treffen können! Ich bin eine Art Wanderer zwischen den Welten. Ich kann und konnte  immer Sachen machen, auf die ich Lust hatte. Projekte, die mit zu vielen Kompromissen an den Start gingen, haben oft nicht geklappt. Ich bin nicht getrieben, mir fehlt es momentan an nichts. Ich wirbele hier durch mein schönes, kleines, außergewöhnliches Leben und bin sehr zufrieden. 

Welchen Tipp oder Rat hast du für jemanden in der Podcast-Welt, der*die etwas ähnliches machen möchte wie du, und, vielleicht auch ohne journalistische Ausbildung, an ihrer*seiner Rolle als Host*in oder als Interviewer*in arbeiten will?

Bettina: Es mag etwas pathetisch klingen, aber ich möchte dazu raten, die Neugierde zu bewahren, nicht zynisch zu werden und dem Gegenüber immer wohlwollend gegenüberzutreten. Es gibt schon genug Zyniker da draußen, sorry, ich will das bewusst nicht gendern. Ich gehe davon aus, dass es einige Leute gibt, denen ich als Host der »Hörbar« nicht kritisch genug bin und die Gäste nicht hart genug rannehme – wobei es oft ganz schön zur Sache geht. Das mag manchmal durchaus stimmen. Und dennoch. Ich möchte, dass sich mein Gegenüber wohlfühlt. Ich wünsche mir, dass sich die Hörer*innen in meinen Gast verlieben, und sei es nur für den Moment.

Foto von Bettina Rust: © Mario Heller

Maximilian Lembke

Mausert sich vom Podcast-Fan zum Redakteur. Bewegt sich meist irgendwo zwischen Flaschenpost und Feuilleton, zu lesen im MIXDOWN-Newsletter oder hier im Blog.

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