Deshalb lohnt sich Podcast-Werbung fü...
Lead Generierung kann sich schnell zu einer Herausforderung entwickeln, gerade für junge...
Es gibt einen neuen Stern am Podcasthimmel. Brauchen wir wirklich noch mehr Podcasts?, fragen sich jetzt einige vielleicht. Und die Antwort lautet eindeutig: Ja! Und besonders, wenn es um wichtige Themen geht und Sichtbarkeit schafft!
Der Podcast »Out and About« widmet sich dem Thema Coming-out. Gehostet wird der neue Studio-Bummens-Podcast von Aljosha Muttardi.
Aljosha ist vor allem durch seinen YouTube-Kanal »Vegan ist ungesund« bekannt geworden. Von 2016 bis 2021 klärte er dort über vegane Ernährung auf und verpackte ernste Themen mit viel Humor. Außerdem ist Aljosha ein queerer veganer Arzt, Sinnfluencer, Aktivist und jetzt auch Podcaster. In seinem Podcast »Out and About« spricht er mit verschiedenen Leuten über ihre Coming-outs. Die queere Community ist divers und individuell – so auch die Geschichten im Podcast.
Wir haben Aljosha zu uns eingeladen, um mit ihm über seinen Podcast zu sprechen. Er hat uns verraten, wieso ihm das Thema so am Herzen liegt, wieso Coming-outs auch im Jahr 2023 noch wichtig sind und wie so ein Podcast seine Kindheit verändert hätte.
Und wer noch mehr Content von Aljosha sehen und hören möchte, sollte mal bei unserem Instagram Account vorbeischauen!
Worum geht es in »Out and About«?
Aljosha: Es ist ein Podcast, der eine Art Deep Dive in Coming-out Geschichten und die Menschen dahinter macht und so versucht – so gut es geht – diesen Menschen zu erlauben, ihre berührenden, wichtigen, traurigen, lustigen Geschichten zu erzählen und deren Perspektive darzustellen.
Wieso eignet sich für das Thema ein Podcast besonders gut?
Aljosha: Ich weiß nicht, ob es sich speziell nur für einen Podcast gut eignet. Ich finde, der Vorteil an dem Podcast ist, dass man sich mehr fallen lassen kann, weil man nicht das Gefühl hat, dass die Kamera da ist. Man kann sich reinfühlen und einfach darüber sprechen. Es ist ja schon ein sehr emotionales Thema, und gerade wenn man ein Coming-out hinter sich hat – ich weiß es ja aus Erfahrung – kann das ein Thema sein, das einen extrem belastet oder emotionalisiert. Deswegen glaube ich, dass der Podcast sehr schön geworden ist, weil wir es geschafft haben, einen Safe Space für die Menschen zu schaffen, in dem sie sich wohlgefühlt haben.
Wie bereitest du dich auf so eine Folge vor?
Aljosha: Tatsächlich möglichst wenig. Natürlich frage ich die Leute vorher, ob es etwas gibt, worüber sie nicht sprechen möchten. Ich wollte aber immer, dass wir uns erstmal sehen und sprechen, damit man sich ein bisschen kennenlernt, damit man nicht das Gefühl hat, dass man mit einer fremden Person ins Gespräch geht. Viele der Menschen, die wir zu Gast hatten, stehen nicht in der Öffentlichkeit und kennen das gar nicht. Ich möchte ihnen ein bisschen die Angst nehmen, indem ich von Anfang an sage: ›Du musst nichts sagen, womit du dich nicht wohlfühlst. Wir können alles im Nachhinein rausnehmen. Du sollst dich in keiner Weise ausgenutzt oder vorgeführt fühlen. Und wenn du abbrechen oder Pause machen möchtest, sag einfach Bescheid.‹
Du hast gerade angesprochen, dass manche deiner Gäste in der Öffentlichkeit stehen und andere nicht. Wie kommt ihr an eure Gäste?
Aljosha: Das macht die Redaktion, die ganz tolle Arbeit leisten. Es geht genauso bunt weiter wie jetzt. Es ist keine Folge auch nur ansatzweise so wie die Folge davor. Ich glaube, das ist wichtig, weil Menschen dann auch mehr verstehen, wie individuell so Geschichten sein können. Unerwartet positiv, unerwartet negativ, unerwartet traurig, unerwartet empowernd. Es ist wirklich alles dabei.
Kannst du schon verraten, was uns noch für Gäste erwarten?
Aljosha: Wir haben einen queeren Moslem oder queere Elternteile, die über ihre Geschichten sprechen. Wir haben jemanden, der Sexsucht, Drogensucht, HIV durchgemacht und über sexualisierte Gewalt gesprochen hat. Wir sprechen mit nicht-binären Personen, wir haben eine trans Frau dabei. Wir haben versucht, möglichst viel abzubilden.
Gibt es Podcast-Formate oder auch Hosts, von denen du dich inspirieren lassen hast?
Aljosha: Ich bin ironischerweise gar nicht so jemand, der so super viele Podcasts hört. Ich fange jetzt mehr damit an, aber nein. Ich wollte einfach mein eigenes Ding durchziehen. Ich wollte einfach ein Gespräch führen, den Menschen Raum geben, zuhören und etwas über sie herausfinden. Natürlich habe ich immer im Hinterkopf, dass die Leute draußen es möglichst mitempfinden können, was passiert und was man so durchmacht.
Wen möchtest du mit dem Podcast erreichen?
Aljosha: Alle! Mein Wunsch ist, dass dieser Podcast eine Brücke zwischen queerer und nicht queerer Welt darstellt. Dass queere Menschen das Gefühl haben, nicht alleine zu sein, sich gesehen fühlen, ihre Story oder Teile davon in den Folgen wiederfinden oder andere Perspektiven und Blickwinkel dazubekommen. Und nicht queeren Menschen Einblicke in diese Welt geben, die so vielfältig ist. Wir möchten Brücken schlagen und Sichtbarkeit schaffen. Das ist einfach so wichtig. Man unterschätzt immer, wie wichtig Sichtbarkeit für Menschen ist. Wir müssen an einen Punkt kommen, an dem Menschen das als Normalität sehen. Ich weiß, viele sagen das einfach, aber da sind wir noch nicht angekommen. Queere Menschen erfahren überdurchschnittlich viel Gewalt, haben immer noch einen hohen Anteil an psychischen Erkrankungen und Suizid. Das liegt aber nicht daran, dass sie queer sind, sondern wie sie gesellschaftlich behandelt werden.
Wir dürfen auch nicht vergessen: Es gibt einen großen Teil der Gesellschaft, der gerade stark Gegenwind macht: bestimmte Parteien, die ein großes Problem mit queeren – besonders mit trans – Menschen haben und das als Waffe für ihren eigenen politischen, furchtbaren Kampf benutzen, der zur Folge hat, dass mehr Menschen diskriminiert und teilweise umgebracht werden. Es mag sein, dass es in Teilen der Welt noch viel schlimmer ist, aber das bedeutet nicht, dass die Probleme hier nicht auch real für die Menschen sind.
»Mein Wunsch ist, dass dieser Podcast eine Brücke zwischen queerer und nicht queerer Welt darstellt.«
Aljosha Muttardi
Ja, das stimmt. Man hört ja immer wieder Leute, die sagen: ›Wozu outen? Ich oute mich ja auch nicht als heterosexuell.‹ Wie reagierst du, wenn du sowas hörst?
Aljosha: Durchatmen erstmal, weil das ein Spruch ist, den ich nicht mehr hören kann. Ich weiß natürlich, wo er herkommt. Der kommt aus einem sehr unreflektierten privilegierten Gedankengut, dass man sich wenig Gedanken macht und denkt: ›Ja, es ist mir egal, ich liebe alle Menschen. Ob du jetzt schwul, hetero oder trans bist, das ist mir alles egal.‹
Das Problem an der Aussage ist, dass es ein bisschen so ist, wie den Kopf in den Sand zu stecken. Das ist Weggucken. Das ist das, was uns passiert, zu ignorieren. Das ist ein Beweis dafür, dass ich sehe, dass eine Person nicht hingeguckt hat. Solange queere Menschen auf der Welt verfolgt und bespuckt werden, solange Frauen sexualisiert werden, trans Menschen Angst haben müssen, auf die Straße zu gehen, ist kein einziges Coming-out zu viel, keine einzige Coming-out Geschichte zu viel, keine einzige Pride Flagge zu viel, kein einziges Coming-out von einem Fußballer zu viel. Es ist letztlich ein Zeichen der Ignoranz, sowas zu sagen. Und ich hoffe, dass mein Podcast da ein bisschen Einblicke gibt.
Du warst schon bei einigen Podcasts zu Gast, jetzt bist du auf einmal der Host. Wie fühlt sich das an?
Aljosha: Ganz ungewohnt. Ich hatte am Anfang gleich Panik. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn mich jemand mit Fragen befeuert, weil ich ja weiß, wofür ich stehe und was ich fühle. Das fällt mir leicht. Jetzt muss ich auf einmal Leute interviewen und auch noch zu so einem super sensiblen Thema. Da hat mein Impostor richtig gekickt. Ich habe die ganze Zeit gedacht, dass ich das nicht hinkriege und das nicht schaffe. Am Ende habe ich es dank des Umfelds des Podcasts geschafft. Die Leute, die daran arbeiten, sind einfach alle Engel. Sie haben so eine tolle Atmosphäre geschaffen.
Ich habe gemerkt, dass alle Gästinnen und Gäste irgendwie Schnittstellen mit meiner Geschichte in irgendeiner Form haben. Selbst wenn es nur das kleine Coming-out ist – in Anführungszeichen. Ich möchte wirklich etwas über diese Menschen lernen. Letztendlich war es einfach ein Gespräch, das hat mir sehr geholfen. Und am Ende wachse ich jetzt auch sehr daran.
Wie fühlst du dich dann, wenn du aus so einer Aufnahme rausgehst?
Aljosha: Es gab Folgen, da haben wir am Ende geheult. Ich habe nicht damit gerechnet und war erst mal für ein paar Stunden total berührt oder traurig oder entsetzt. Es gab andere Folgen, bei denen ich total euphorisiert war von dem tollen Gespräch. Man nimmt das auf jeden Fall mit und es wühlt einen mehr auf, als man denkt. Ich sitze dann da und wenn die anfangen, über ihre Geschichte zu erzählen – gerade wenn es ums Coming-out geht – kommen Ängste in mir hoch. Ich merke, ich durchlebe das gerade mit, weil ich mich so daran erinnere. Diese konstante Angst aufzufliegen, war mein Leben lang präsent. Ich hatte immer die Angst, dass mein Leben nie wieder dasselbe sein wird, wenn irgendjemand herausfindet, was in mir abgeht, wer ich eigentlich bin. Mit dieser Angst zu leben und das von anderen erzählt zu bekommen und das wieder zu durchleben, ist manchmal echt aufwühlend.
Aber gleichzeitig ist es auch cool, weil wir jetzt hier sitzen und wir wissen, dass wir das alles überstanden haben. Die ganze Scheiße ist vorbei und uns geht es jetzt gut.
Wie sieht das Feedback bisher so aus? Bekommst du auch negatives Feedback?
Aljosha: Bisher noch nicht. Was heißt negatives? Ich finde konstruktives Feedback sinnvoller. Bisher war es durchweg sehr positiv und sehr gerührt. Wir haben auch ein paar Nachrichten an die jeweiligen Gäste und Gästinnen weitergeleitet, weil es einfach so rührend ist. Ich habe eigentlich genau das an Nachrichten bekommen, was ich mir erhofft habe. Das sind queere Menschen, die gerührt sind und schreiben, wie dankbar sie sind. Und andere Menschen, die nicht queer sind, schreiben, wie dankbar sie sind. Ich stelle mir vor, wie vielleicht auch werdende Eltern sensibilisiert werden. Die Kinder kommen queer auf die Welt, dann ist man vielleicht schon etwas dafür sensibilisiert. Wie gehe ich damit um? Wie kann ich am besten für mein Kind da sein? Da waren bisher nur sehr schöne, berührende Nachrichten dabei.
Wenn du an den Aljosha als Kind zurückdenkst: Wie hätte sich dein Leben verändert, wenn es so einen Podcast schon in deiner Jugend gegeben hätte?
Aljosha: Ich komme mir gerade sehr alt vor (lacht). Ich glaube, es hätte ganz viel verändert. Mit acht oder neun haben die Gedanken angefangen, dass ich das gemerkt habe. Je älter ich wurde, desto schlimmer wurde das. Ich weiß, dass ich immer gedacht habe, ich bin falsch, ich bin krank, ich möchte einfach normal sein. Wieso ist mir das passiert? Wieso trifft mich das? Ich hatte nichts in der Welt, was mir signalisiert hat, dass es okay ist. Ich hatte keinen Podcast, keine Werbung, keine Plakate, nichts. Ich habe die ganze Zeit über nur Gespräche mit mir selbst geführt. Die waren sehr hässlich, sehr selbstdestruktiv und voller Selbsthass.
So ein Podcast hätte mir im Zweifel meine komplette Kindheit und Jugend schöner gemacht, weil ich das Gefühl hätte, nicht alleine zu sein. Vielleicht hätte ich mich viel früher getraut, mit meinen Eltern oder meinem Freundeskreis darüber zu sprechen, viel früher zu mir selbst gefunden und vor allem mit weniger Selbsthass zu mir selbst gefunden.
»So ein Podcast hätte mir im Zweifel meine komplette Kindheit und Jugend schöner gemacht, weil ich das Gefühl hätte, nicht alleine zu sein.«
Aljosha Muttardi
Glaubst du, dass das für Jugendliche heutzutage »einfacher« ist, sich zu outen?
Aljosha: Ich würde sagen, im Großen und Ganzen ja. Es ist natürlich immer schwierig, das einfach pauschal zu sagen, weil es immer noch viele Bereiche gibt – auch in Deutschland – in denen es Menschen extrem schwerfällt und in denen es queere Menschen immer noch sehr schlecht geht. Aber im Schnitt würde ich sagen, durch Social Media ist die Sichtbarkeit schon deutlich gestiegen und auch die Möglichkeit, Räume zu finden – online und offline. Es ist leichter geworden, sich auszutauschen und nicht mehr alleine zu sein. Deswegen würde ich sagen, dass es im Schnitt einfacher ist.
Aber gleichzeitig ist wahrscheinlich auch der Hass und all diese Negativität präsenter geworden.
Aljosha: Auf jeden Fall, das muss man auch sagen. Die Gegenbewegung ist auch größer geworden. Letztes Jahr haben zum Beispiel die Angriffe auf queere Menschen, besonders trans Menschen, zugenommen. Das bedeutet also, es erscheint vieles gut, aber das ist es nicht. Solange das noch passiert, müssen wir auch aktiv darüber reden. Wir müssen Bewusstsein schaffen, gegen Fehlinformationen arbeiten und Berührungspunkte schaffen, damit Menschen uns verstehen und sehen, dass wir alle die Grundbedürfnisse haben, gesehen, geliebt und verstanden zu werden. Das wollen wir alle. Es ist noch ein langer Weg, aber das ist das Ziel.
Foto von Aljosha Muttardi: © Studio Bummens/Pauline Bossdorf
Lead Generierung kann sich schnell zu einer Herausforderung entwickeln, gerade für junge...
Wir beantworten heute die Frage aller Fragen, wenn es um den Erfolg von Branded Podcasts geht: Ab...
ÜbersichtshowBranded Podcast Vorteile: Warum eignen sich Podcasts für Brands?Branded Podcast...
Ein guter Branded Podcast fußt auf einer gut durchdachten Podcast-Strategie. Eine gut durchdachte...
Einer sinnvollen Branded Podcast Strategie liegt eine simple Überlegung zugrunde: Es gibt...
Ich habe meiner Oma mal versucht zu erklären, was ein Podcast ist. »Sowas wie Radio im...