09.06.2021
Denise Fernholz

Matze Hielscher im Interview: Das ist das Geheimnis seines Podcasts

Matze Hielscher im Interview

Ich habe schon einige Interviews in meinem bisherigen Berufsleben geführt, aber vor diesem war ich besonders aufgeregt. Jemanden zu interviewen, der für mich einer der Meister im Fragenstellen ist – das hat mich ordentlich unter Druck gesetzt. Vollkommen zu Unrecht, wie sich herausgestellt hat. Denn mein Gespräch mit Matze Hielscher war fantastisch. Nicht, weil ich besonders originelle Fragen hatte (hatte ich nämlich nicht), sondern weil er genauso toll Fragen beantworten wie Fragen stellen kann. 

Wir haben mehr als doppelt so lang videotelefoniert (sagt man das so?), als ich eigentlich geplant hatte. Deswegen ist das Interview ein bisschen länger geworden – obwohl ich schweren Herzens schon ganz viel gekürzt habe. Ich habe Matze gefragt, wie er zum Podcasting gekommen ist, wie man tolle Interviews führt, welche Tipps er für junge Podcaster*innen hat und warum im »Hotel Matze« manchmal so wenig Frauen zu Gast sind.

Ich hoffe, ihr lernt beim Lesen genau so viel von ihm wie ich beim Gespräch.

Interview mit Matze Hielscher

Was vielleicht gar nicht so viele Leser*innen von unserem Newsletter wissen, ist, dass ihr bei Mit Vergnügen auch eine eigene Podcast-Firma habt. Erklär doch mal, was ihr da eigentlich so macht. 

Matze: Angefangen hat es mit unseren ersten eigenen Formaten »Sexvergnügen« und »Beste Freundinnen«. Danach kamen »Hotel Matze« und andere eigene Format dazu. Was wir bei Mit Vergnügen von Anfang an verfolgt haben, ist es, nicht nur eigene Projekte zu haben, sondern auch für andere zu arbeiten und sich bestenfalls gegenseitig zu befruchten. Die Ausrichtung ist gerade ungefähr 70/30. 70 Prozent sind eigene Projekte und 30 Prozent sind Kundenprojekte. Toll ist natürlich, wenn sich beides überschneidet wie bei unserem Dating-Format »Datenight«, das wir mit Tinder produzieren – oder aktuell »Kleine Fragen« zusammen mit Nickelodeon. 

Du hast ja gerade schon »Hotel Matze« erwähnt. Wie ist der Podcast eigentlich entstanden?

Matze: Ein Freund hatte mir Podcasts zum Laufen empfohlen, weil ich keine Musik mehr hören konnte. Mein erster war »Startup« mit Alex Blumberg. Ich hab dann immer mehr gehört und irgendwann hab ich nur noch Podcasts gehört und fast gar keine Musik mehr. Als wir anfingen, selbst Podcasts zu produzieren, habe ich gesagt: Ich möchte auch gerne einen Podcast machen. Damals habe ich sehr viele Interview-Formate wie Tim Ferriss, Joe Rogan und Marc Maron gehört. Sowas gab’s damals nicht wirklich in Deutschland, so richtig lange, ausgeruhte Interviews.

Du giltst in Podcast-Deutschland ja quasi als Interview-Guru. Wie bereitest du dich auf so ein Interview vor? Kann man sich zu viel vorbereiten? Und wie kommst du auf deine Fragen? 

Matze: Ehrlich gesagt finde ich gar nicht, dass es zu viel Vorbereitung geben kann. Je mehr ich über den Gast vorher weiß, desto besser. Ich fühle mich dann freier. Dafür versuche ich sehr sehr viel zu lesen, mir anzugucken, anzuhören. Morgen kommt zum Beispiel Heinz Strunk. Von dem weiß ich sowieso schon viel – aber das hab ich eigentlich bei vielen meiner Gäste. Ich interviewe sie ja, weil sie mich interessieren.

Ich bin jetzt gerade sehr tief in Heinz Strunk drin und schreibe alles, was interessant ist, in ein Doc. Im Grunde ergeben sich die Fragen und Themen daraus von selbst. Außerdem habe ich eine Redakteurin oder einen Redakteur, die mir zuarbeiten. Das ist so ein bisschen wie in diesen Filmen, wo der Detektiv oder die Polizei vor so einer Wand mit ganz vielen Fotos und Schnipseln stehen und versuchen, alles miteinander zu kombinieren. Da, wo ich nicht kombinieren kann, entstehen die Fragen. 

Ich hab damals, als ich bei NEON gearbeitet habe, manchmal das Gefühl gehabt, wenn ich mich jetzt zu doll reinknie, habe ich im Grunde alle Antworten auf meine Fragen schon. Das macht das Interview dann ein bisschen seltsam.

Matze: Ja, es gibt ein paar Leute, die das so machen. Das finde ich auch gar nicht verwerflich, aber es kommt immer auf den Grund an: Warum willst du mit dieser Person sprechen? Manchmal ist es eben ein informelles Interview oder nur zu einem bestimmten Thema. Dann braucht es auch nicht so viel Vorbereitung. Aber wenn es darum geht, eine Person wie Heinz Strunk nochmal anders kennenzulernen und ein Bild zu malen, dann muss man ihn genauer kennen, um zu wissen, welche Farben man braucht. 
Ich habe auch schon Interviews geführt, bei denen ich gemerkt hab, die Person war null auf mich vorbereitet – und es war total cool. Bei mir ist es tatsächlich auch so, dass ich nicht das frage, was ich schon weiß. Ich frage das, was mich interessiert. 

Wie sehen die Aufnahmen bei euch im Moment aus? Bist du viel im Studio oder sitzt du noch zu Hause in deinem Schrank und nimmst da auf? 

Matze: Ich bin tatsächlich im Studio – das sehr nahe an meinem Zuhause ist. Ich wechsle immer zwischen Homeschooling und Studio. Bestenfalls finden die Interviews im Studio statt, dann sind wir getestet. Es gibt eine Trennwand hier und Hygienevorschriften. Ich mache die Interviews eh alleine, da braucht es niemanden. Ich habe einfach das Gefühl, dass es bessere Interviews werden, wenn ich die Person in echt treffe. Oder ich hab sie schon vorher mal kennengelernt.

Das hatte ich mich auch gefragt, ob die Leute, die remote mit dir aufnehmen, eher distanzierter sind, oder ob es sogar ein bisschen intimer ist, weil sie sich zu Hause in ihrem Safe Space befinden. 

Matze: Manchmal ist es sogar eher gut, wenn sie eben nicht zuhause oder im Büro sind. Meine Erfahrung ist, dass wenn man die Aufnahme beispielsweise in deren Büros macht, sie sich nicht richtig freimachen können. Ich habe zum Beispiel Robert Habeck zweimal interviewt, einmal bei ihm im Büro und einmal hier. Das war himmelweiter Unterschied, weil er hier dann doch vergessen hat, dass er bei den Grünen ist. 

Du interviewst ja immer wieder richtige Stars. Bist du noch aufgeregt? 

Matze: Ich bin immer aufgeregt, aber auf so eine ganz schöne Art und Weise. Die, ohne ständig aufs Klo zu müssen. Das letzte Mal so richtig doll aufgeregt war ich bei Campino, weil er für mich ein Jugendheld ist. Manchmal ist es ja keine gute Idee, seine Helden zu treffen, aber in dem Fall war es total super. Und so ein bisschen Aufregung kann ja auch die Konzentration steigern.

Was macht für dich ein gutes Interview aus? 

Matze: Wenn es so richtig zwischenmenschlich britzelt. Wenn man merkt, da ist jetzt echt ’ne Energie – und die merkt man eben vor allem, wenn man sich gegenübersitzt. Ich habe dann so Aha-Erlebnisse. Eigentlich geht es ja um Erkenntnisgewinn, egal ob zur Person und zur Sache. Manchmal habe ich dann das Gefühl: Jetzt habe ich die Weltformel verstanden. Ich hatte das neulich mit Markus Gabriel, einen Philosophen, der hat einen Gedanken, den ich hatte, aufgelöst und in eine ganz andere Richtung gelenkt. Das ist das Allerschönste. Wenn’s britzelt, dann ist es ein gutes Interview. 

Und fragst du alle Gäst*innen immer an oder habt ihr mittlerweile so viele Leute, die auf euch zu kommen, dass ihr das gar nicht mehr machen müsstet? 

Matze: Ich frage schon noch viele Leute an, weil ich eigentlich keine klassischen Promo-Interviews mache. Klar, manchmal lässt sich sowas nicht vermeiden, weil man manche Leute nur in so einem Rahmen bekommt. Aber meistens sind wir sehr aktiv, es kommen aber auch viele auf uns zu. Da muss man dann schauen, ob es irgendwie passt. Wenn ich zum Beispiel gerade drei Schauspieler*innen gesprochen hab, dann muss es nicht die vierte oder der fünfte sein. Ich versuche auch das Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen zu halten, was nicht einfach ist. 

Das wollte ich eh fragen, weil man schon mitbekommen hat, dass in den letzten Wochen viele Männer zu Gast waren. Was glaubst du, woran das liegt?

Matze: Ich merke das bei Anfragen, die ich als Mann bekomme, wie absurd die teilweise sind. Es geht dann zum Beispiel über den politischen Zustand von NRW. Ich hab keine Ahnung davon, werde aber für eine Talkshow oder sowas angefragt. Ich glaube, Männer sind eher so: Ja klar, ich kann da auf jeden Fall was zu sagen. Und ich glaube, Frauen sind generell ein bisschen vorsichtiger, was das betrifft. Da gibt es eine viel größere Hemmschwelle. 
Bei »Hotel Matze« haben sie vielleicht auch Bedenken, dass es zu privat wird. Frauen werden zudem eher Opfer von Shitstorms oder Hasskommentaren. Dabei sage ich immer: Alles was du nicht besprechen willst, besprechen wir nicht. Ich merke einfach, wenn ich zehn Männer anfrage, sagen acht zu. Wenn ich zehn Frauen anfrage, sagen zwei zu. Es gibt natürlich Frauen, die auch gerne hierher kommen würden. Dann sehe ich aber, dass die schon in ganz vielen anderen Podcasts waren und ich gar keine Fragen mehr habe. Für mich gilt: Es muss immer Fragen geben. Es gibt auch große männliche Stars, die hier nicht waren. Wenn es von denen eine achtstündige Folge »Alles gesagt?« gibt, dann brauche ich sie hier nicht direkt nochmal. 
Das waren meine Theorien. Was glaubst du, woran es liegt? 

Ich glaube auch, dass Männer eher denken, sie wären Experte in irgendeinem Thema und was dazu sagen können. Und auch, dass Frauen einfach generell kritischer beäugt werden. Ein Mann kann in einem 30-minütigen Podcast viel Quatsch labern und dann heißt es: »Haha, das ist ja lustig.« Wenn eine Frau das macht, heißt es: »Ey, die hat ja gar keine Ahnung. Was ist denn bei der los? Warum wurde die eingeladen?« Dazu kriegt sie wahrscheinlich direkt noch Hassmails und Vergewaltigungsandrohungen. Sowas findet bei Männern einfach nicht statt. 

Matze: Stefanie Sargnagel hat mir einen ganz guten Tipp gegeben, wenn eine Frau absagt, zu schreiben: »Hey, das respektiere ich voll, aber vielleicht kann ich dir deine Bedenken nehmen.« Das ist tatsächlich auch einmal passiert, dass eine Frau gesagt: »Okay, dann machen wir es doch.« Ich glaube aber, da wird noch viel passieren. Und ich glaube, so hart das klingt: Ich sehe die Bücher, die meine Frau liest, die Podcasts, die sie hört, sind meistens von Frauen. Ich bin eben ein Mann, mein Held war Campino – und nicht Doro Pesch. Aber ich finde auch, wir Männer sollten da mehr drauf achten. Ich versuche zum Beispiel bei Büchern immer 50/50 zu machen. Wenn ich eines von einem Mann gelesen habe, lese ich danach eins von einer Frau. So will ich die »Bias«, die ich habe, verändern. 

Wie sehen bei dir die Vorgespräche aus? Ich stelle mir das immer schwierig vor, dass man nicht im Vorgespräch schon Sachen bespricht, die dann hinterher eigentlich in dem Podcast sollten. 

Matze: Das Ist total schwer. Deswegen ist es mir am allerliebsten: Die Person kommt rein und es geht sofort los. Nicht mal ein »Wie geht’s?«, weil das für mich eine super Einstiegsfrage ist. 

Kommt es manchmal vor, dass Leute sich zu wohlfühlen und Sachen sagen, die sie hinterher wieder rausschneiden lassen wollen? 

Matze: Ja, voll. Bei mir gibt es die 24-stündige Widerrufsregel. Das heißt, wenn sich am nächsten Morgen jemand an eine Stelle erinnert, die er oder sie doch lieber raus hätte, dann mach ich das. Oder wenn sich jemand verquatscht und den Namen seiner Kinder sagt, weil man irgendwann vergisst, dass das Mikro an ist. Darum geht’s auch nicht, dass man das vergessen soll. Aber manchmal rutscht einem einfach was raus.

Ich hatte die Situation jetzt gerade in einer Folge, wo die Person eine Stelle lieber rausschneiden wollte. Da habe ich gesagt, dass ich glaube, dass es total gut wäre, wenn das drin bleibt. Es war auch nicht zu persönlich, sondern das hat dem Ganzen nochmal so einen Bums gegeben am Ende. Das war total gut – und interessanterweise haben wir ganz viele positive Zuschriften zu genau diesem Moment bekommen. Ich bin auch kein Journalist. Und ich hab auch nichts davon, wenn der Gast, der hier war, durchs Twitter-Dorf getrieben wird. Der Podcast heißt ja »Hotel Matze«, weil es wie eine Begegnung an der Hotelbar sein soll. Du willst ja auch nicht in ein Hotel gehen, in dem der Besuch für dich negativ endet. 

Ihr hattet ja auch jetzt letztens das Problem mit der Sängerin LEA, deren Management die komplette Aufnahme vor Veröffentlichung nochmal hören wollte, worauf ihr die Folge gar nicht veröffentlicht habt. Habt ihr seitdem irgendwas in eurem Workflow verändert? 

Matze: Das war Fluch und Segen zugleich. Es haben danach ein paar Leute abgesagt. Unser Standpunkt ist durch die Folge aber auch nochmal klarer und expliziter geworden, was sehr gut ist. Das war aber auch das allererste Mal, dass das überhaupt so ein Thema war. 

Wahrscheinlich kommen auf dich auch immer viele Freund*innen zu, die selbst einen Podcast machen wollen und fragen nach Tipps. Was antwortest du denen? 

Matze: Für mich ist das Wichtigste – das gilt aber für alles, was ich kreativ mache – von Anfang an zu sagen, wie viel man erstmal davon machen will. Für mich war zum Anfang von »Hotel Matze« klar: Ich mache zehn Folgen, egal was passiert, egal ob es zehn oder hundert oder tausend Menschen hören. Sonst lässt man sich ganz schnell verunsichern vom Erfolg oder Misserfolg. So eine feste Zahl zu haben, hilft zu entscheiden, ob man etwas weitermacht oder nicht. Und dann sollte man sich auch die Kriterien überlegen, nach denen man das entscheiden will. Ich habe das große Privileg, dass ich mir meist nur die Frage stelle, ob es mir Spaß macht oder nicht. 
Und das Zweite ist Regelmäßigkeit. In der Wiederholung liegt für mich eine unglaubliche Kraft. Nicht nur beim Podcasting. Wir alle wissen, wann der »Tatort« kommt. Wir alle wissen, wann Weihnachten ist. Ich weiß heute noch, wann »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« läuft. Das hat eine unglaubliche Power. Dadurch entstehen Gewohnheiten. Und aus Gewohnheiten entstehen Hörer*innen, die du nicht jedes Mal wieder überzeugen musst. Wenn du deinen Newsletter nur ab und zu schreiben würdest, wäre das wahrscheinlich auch kontraproduktiv. 

Hast du Tipps für Podcaster*innen, die noch kein Netzwerk an potenziellen Gäst*innen haben? 

Matze: In meinen ersten Folgen waren zwar bekanntere Gesichter dabei, aber auch noch kein Campino. Ich glaube, es ist gar nicht so schlecht, erstmal in den Bereichen anzufangen, wo man selber irgendeine Art Zugang findet. Das kann der Musiker sein, den man immer abends in der Bar sieht. Oder der Gastronom, bei dem man immer isst. Oder der Lehrer von früher. Oder jemand, mit dem man bei Instagram irgendwann geschrieben hat. So kann man sich ein bisschen hocharbeiten. Da braucht man Geduld – übrigens auch etwas, das ich Leuten immer rate. Das dauert einfach eine Weile, bis sich sowas aufbaut und man selber gut wird. »Fest und Flauschig« hat sich auch über Jahre entwickelt. Ich glaube, dieser Druck sorgt gerade dafür, dass bei Podcasts dieser Spaß und das Sich-irgendwohin-entwickeln, ein bisschen flöten geht. Bei mir kann es auch noch zehn Jahre dauern, bis die Frau Merkel endlich kommt. 

Wie viele Anfragen hast du ihr mittlerweile geschickt? 

Matze: Die Kunst ist, eine richtig gute Anfrage zu stellen, damit man in Erinnerung bleibt. Sie hat es mittlerweile auf jeden Fall mitbekommen. Man muss seine Wünsche laut und deutlich formulieren – und irgendeine Möglichkeit wird es geben. Wir werden uns irgendwann sprechen.

Ist bei dir auch schon mal was richtig schiefgegangen?

Matze: Ja, einmal bei Anne Will hab ich tatsächlich völlig vergessen, den Record-Knopf zu drücken. War doof. Und einmal hat es einfach nicht geklappt mit dem inzwischen verstorbenen Udo Walz. Wir haben uns nicht gut verstanden während der Aufnahme. Also habe ich gesagt: »Lass uns das abbrechen, das bringt jetzt hier nix.« Und dann, als ich alles eingepackt habe, haben wir uns plötzlich verstanden. Also haben wir es nochmal gemacht und es wurde ein tolles Gespräch. Wir haben aber auch einen kleinen Giftschrank, in dem Interviews sind, die dann doch nix waren. Manchmal müssen wir Gespräche auch zweimal aufnehmen, weil der Vibe einfach nicht da war.

Du bist oder warst ja Pate vom Podcast »Endlich Om« von Stefanie Luxat. Ist das etwas, das du Anfänger*innen empfehlen würdest? Sich so eine Art Paten oder Patin zu suchen?

Matze: Das würde ich für alles immer empfehlen. Ich hab selber Mentor*innen und bin selber Mentor und es ist immer ein wahnsinniger Gewinn für beide Seiten. Wenn man die Möglichkeit hat – und ich glaube, man hat mehr Möglichkeiten, was das betrifft als man denkt – sollte man es auf jeden Fall machen. Ich würde sogar sagen, mir als Pate hat das oft am allermeisten gebracht, weil ich einfach nochmal einen völlig neuen Blick auf Dinge gekriegt habe. Manchmal denke ich: So kann man es eigentlich nicht machen! Aber dann macht es Person trotzdem und es wird viel geiler, als ich dachte.

Was glaubst du, fehlt dem deutschen Podcast-Markt noch? 

Matze: Ich glaube, es fehlt gerade ein bisschen weniger Beamtentum. Podcasts erleben ja im Moment so eine Über-Professionalisierung und da wird manchmal ein ganz schönes Hexenwerk draus gemacht. Mir fehlt gerade so ein bisschen der Hüftschwung, die Lockerheit. Manche Sachen wirken so bemüht. Alle wollen mitmachen, weil sie gehört haben, dass man da gut Geld verdienen kann. Ich habe das Gefühl, es wird immer so nach Business Opportunities gesucht. Da kann man sich mal ein bisschen lockerer machen, finde ich. 

Ich verstehe vollkommen, was du meinst. Ich hatte diesen Gedanken als Clubhouse gefühlt an diesem einen Wochenende total angesagt war. Und da dachte man so: Hey, das könnte was richtig Cooles werden. Und dann haben schnell alle nur noch nach Business Opportunities gesucht und ein verlängertes LinkedIn daraus gemacht. 

Matze: Ja, der deutsche Podcast-Markt braucht nicht noch mehr BWLer. Ich glaube, das ist jetzt gerade so. Und irgendwann flacht das wieder ab. Fast alle, mit denen wir einen Podcast machen, merken schnell, dass das doch echt Arbeit ist. Viele denken ja: Einfach zwei Mikros aufstellen und ich bin ja eh immer ein bisschen lustig. Das reicht nicht aus.

Hast du persönlich noch Podcast-Pläne für die Zukunft? Oder habt ihr Pläne mit mit eurer Firma? 

Matze: Auf jeden Fall. Bei uns entwickelt sich ständig ganz viel. Aber immer mit diesem Hüftschwung. Ich finde es jetzt gerade sehr interessant, was diese ganze Paid- und Subscription-Kiste betrifft. Ich glaube, jeder hat jetzt geschnallt, wie Podcasts gemacht werden und wie das so läuft. Ähnlich wie beim Social Media Management vor fünf Jahren. Jetzt passiert, glaube ich, nochmal etwas Neues durch die Möglichkeit, dass Hörer*innen ihren liebsten Podcast direkt finanziell unterstützen können. Das finde ich total spannend. Aber auch das Thema Community wird immer wichtiger. Ich sehe das, seitdem ich bei YouTube bin. Da ist einfach viel mehr Interaktion. Ich glaube, es wird auch noch viel mehr dahin gehen, dass man nicht mehr nur Podcaster ist, sondern Creator. Punkt. 
Es wird bald auch von »Hotel Matze« etwas im Paid-Bereich von Apple geben. Wir bei Mit Vergnügen haben total Bock, uns da ein bisschen auszuprobieren. Würde ich heute meinen Podcast nochmal starten, würde wahrscheinlich beides machen. Also auch etwas Kostenloses anbieten, was sich durch Werbung finanziert aber ich würde von Anfang an auch auf die Community setzen. Selbst wenn nur ein paar Leute dafür zahlen.

Foto von Matze Hielscher: © Yves Borgwardt

Hotel Matze Podcast Cover mit Matze Hielscher

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Denise Fernholz

Schreibt für Podstars den Podcast-Newsletter MIXDOWN und versucht, möglichst viele Fotos ihrer Katzen Polly und Coco darin unterzubringen. (Klappt meistens.)

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